Diskussionsnachricht 000037
21.03.2007, 18:58 Uhr
~Senser
Gast
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Nun gut, dann machen wir eben doch eine kleine Tropenholzdiskussion. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn sich Einer von Euch da raushalten würde, weil ich nicht weiß, wie lange ich noch höflich bleiben kann.
Ich habe vor vielen Jahren mal eine Treppe gebaut. Die Wangen waren aus schöner Kiefer, die Stufen aus Wenge, der Handlauf aus Kiefer und die Geländerstäbe wiederum aus Wenge. Es war ein wunderschöner Kontrast, und es war auch fachlich un Ordnung, weil die Gebrauchsstellen der Treppe, also die Stufen, aus extrem harten Holz bestanden.
Damals kostete der m³ Wenge 2500,-DM. Eine gute Eiche, kostete seinerzeit schon 4000,-DM im m³.
Die Wengebohlen waren richtige Bilderbuch Teile und ich freute mich schon auf die Arbeit. Erst mal den Grobzuschnitt gemacht und dabei festgestellt, dass das Zeugs noch viel härter war, als ich angenommen hatte. Jetzt waren auch die Jahresringe klar zu erkennen und ich habe mal begonnen zu zählen. Nach einer Weile wurde das aber zu mühselig und ich habe die Jahresringe von 5 cm Breite auf die gesamte Breite der Bohle hochgerechnet, auf ein Jahr mehr oder weniger sollte es ja nicht ankommen. Von da an hatte ich schlechte Laune. Der Baum, aus dessen Brettern ich jetzt Treppenstufen machte, die vermutlich in 20.000 Jahren noch nicht abgelaufen sein würden, war über 800 Jahre alt gewesen. Um an diesen Baum ranzukommen, mußten vermutlich reichlich andere "nutzlose" Bäume gefällt werden, und die Arbeiter, die diesen Job machten, bekamen dafür gerade mal für ein Paar Tage zu Essen. Ein korrupter Beamter steckte schon etwas mehr ein und schließlich wurde das Teil um die halbe Welt geschippert, wo es immer noch viel billiger verkauft wurde und wird, als ein qualitativ vergleichbares heimisches Holz. Was heißt hier vergleichbar? Was Härte, Verarbeitbarkeit und Statische Eigenschaft betrifft, ist Eiche ein Witz gegen Wenge.
Ich habe nichts gegen Tropenholz, und nichts gegen die Verarbeitung Desselben. Aber ich bin dagegen, dass dieses Holz welches in vielen Belangen oft besser ist, als unsere heimischen Hölzer, so billig auf den Markt geworfen wird, dass einerseits unsere Forstwirtschaft rote Zahlen schreibt, andererseits, und das ist noch viel schlimmer, die Bewohner der Herkunftsländer (fast ausschliesslich 3. Welt) Ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Wenn ein Waldarbeiter für die Bergung eines Mahagonistammes gerade mal 50 $ bekommt, die Familie zu Hause nichts zu beißen hat, dann hat der keine Zeit und keine Muße über nachhaltige Forstwirtschaft, Raubbau, Klimaschutz und andere Kleinigkeiten nachzudenken.
Indem wir jetzt überhaupt kein Tropenholz mehr kaufen, ändern wir allerdings gar nichts. Die Chinesen haben überhaupt keine Skrupel, diesen Job für uns zu übernehmen. Auch den Japanern ist es völlig Wurst, wo Ihre Essstäbchen herkommen. Das ganze Prospektpapier, welches von den Druckereieien zur Post zu uns und unseren Alpapierkisten wandert (ungelesen natürlich) war vorher vielleicht mal ein richtig guter Baum. Dieser wird jetzt, weil wir nun doch kein Tropenholz mehr kaufen wollen, die Leute aber immer noch nichts zu beißen haben, Artenschutz hin oder her, eben gleich zu Holzschnitzel verarbeitet und an die Papierindustrie verhökert. Wieder ein Tag überlebt.
Ich könnte verrückt werden, denn egal was ich tue, es ist irgendwie falsch.
@ Olivia
Es stimmt, wir haben auch wunderschöne heimische Hölzer. Aber bitte nicht beizen. Bitte, Bitte nicht. Was die Natur dem Holz an Farbe mitgegeben hat, auch und gerade weil es sich manchmal erst nach Jahren entwickelt, kann man mit Beize nur vernichten.
Gruß, Senser |