Diskussionsnachricht 000023
21.04.2007, 21:43 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied
|
Hallo!
Bin wieder da, heute ein Stück über das Schmieden der Rasiermesser:
Seiten 302 - 307
§ 1. Vom Schmieden
Die Art und Weise, wie ein Rasirmesser geschmiedet wird, rührt von der Qualität des Stahls her, den man dazu anwendet.
Nimmt man zum Rasirmesser Gußstahl, so braucht er nicht gegerbt zu werden, und das Schmieden beginnt einfach am Ende der Stange.
Um am Ende der Stange zu schmieden, muß man berücksichtigen, daß der Gußstahl nicht schweißwarm gemacht werden kann, ja daß er manchmal nicht einmal eine Weißglühhitze verträgt. Man muß also große Vorsicht anwenden, wenn man eine stählerne Klinge ohne Umgebung schmieden will.
/.../
Wendet man Cementstahl an, so macht sich das Gerben nothwendig, und die Franzosen nennen diese Arbeit forgeage en bobèche (das Schmieden in der Tülle), weil zwei Stangen geschmiedet und zusammengeschweißt werden, von denen die eine die andere zum Theil umgibt.
Das Schmieden in der Tülle ist weit leichter, den man kann dem durch die Tülle geschützten Stahl die ganze nöthige Wärme geben und auch folglich weit mehr härten. Dieses Verfahren wird sehr häufig in der Frankreich angewendet, während die Engländer ihre Klingen lieber am Ende der Stange schmieden und im Schmieden des Gußstahles eine Geschicklichkeit besitzen, die ihnen niemand streitig machen kann.
Das sogenannte Schmieden in der Tülle besteht darin, daß man eine Stange guten Stahl zwischen zwei Stangen geringeren Stahl legt. Für diesen Zweck nimmt man eine Stange gewöhnlichen Stahl, den man in die Breite auszieht und dann auf sich selbst umbiegt, so daß zwischen beiden Oberflächen ein leerer Raum bleibt, welcher die Stange guten Stahl aufnimmt. Der schlechtere Stahl bildet die Tülle und der andere den Kern.
/.../
Man bringt den Stahl mit seiner Tülle ins Feuer, dergestalt, daß derjenige Theil, welcher die Schneide bildet, stets oben erhalten wird. Man muß vermeiden, daß das Feuer nicht zu viele Zwischenräume darbiete. Das Feuer muß mit Kohlen unterhalten werden, die frei von fremden Stoffen sind, um Oxydation zu vermeiden. Man hält anfangs das Feuer schwach und vermeidet, die Bälge in zu rasche Bewegung zu setzen. Besonders nimmt man darauf Rücksicht, daß das Feuer keinen Hammerschlag bilde, was häufig der Fall ist, wenn die Temperatur desselben nicht hoch genug gesteigert ist. Es darf an der Ziehkette der Bälge nur langsam und schwach gezogen werden, und man muß die Bälge langsam niedergehen lassen, indem man sie in kleinen Zwischenräumen wieder etwas in Thätigkeit setzt. Man muß den Stahl oft betrachten und sich in Acht nehmen, daß er nicht schmilzt. Sollte man gewahr werden, daß er dazu geneigt sei, so müßte man ihn sogleich aus den Feuer nehmen, mit Sand bedecken und ihn sodann ins Feuer bringen.
Ein Zeichen, daß das Stück hinlänglich warm sei, besteht darin, wenn die Funken sich vervielfältigen und wenn man einen geringen Grad des Kochens vernimmt. Als dann ist es Zeit, das betreffende Stück aus dem Feuer zu nehmen.
Bevor man es auf den Ambos bringt, thut man wohl, es in Sand zu stecken. Alsdann bringt man es mit der breiten Seite auf den Ambos und beginnt zu schmieden.
Man zieht die die Klinge mit schwachen Hammerschlägen in die Breite, wobei man die Schneide mit ganz besonderen Sorgfalt bearbeitet, um hier Risse oder den Mangel einer homogenen und dichten Beschaffenheit zu vermeiden, welcher Mangel oder Fehler sich während des Schweißens kund gibt. Das Schmieden auf der breiten Seite dauert so lange, als das kochende Geräusch vernommen wird. Sobald dieses aufhört, wendet man die Stange, und stellt sie auf den Ambos; hierauf bearbeitet man sie in die Richtung ihrer Länge, indem man die Kraft des Hammers in dem Maße vermehrt, in welchem die Erkältung beträchtlicher wird.
Man bezweckt damit, dem Metall größere Dichtheit zu geben, und die Risse zu entdecken, wenn dergleichen vorhanden sein sollten.
/.../
Endlich schlägt man die scharfen Ecken auf dejenigen Seite nieder, welche die Schneide bilden soll, und bringt das Stoff abermals ins Feuer.
/.../
Man schmiedet nun auf eine mäßige und vorsichtige Weise, zieht den Druck der Klinge in Gestalt einer Spitze aus und giebt ihm eine Krümmung /.../; man macht ihn weißglühend und und hämmert ihn auf den Ambos, in dem man die Schneide auf einem Runden Theile desselben, z. B. auf dem Sperrhorne verdünnt. Indem man nach und nach und mit der gehörigen Aufmerksamkeit den Hammer neigt, bringt man es dahin, die Schneide ziemlich dünn zu erhalten.
Bei dieser letzter Behandlung tritt nun zuweile der Fall ein, daß, wenn das Schweißen der Tülle nicht gut ausgeführt worden, der Sauerstoff sich eines Theils des Kohlenstoffs im Stahle bemächtigt und im Stück selbst eine Ausdehnung bewirkt. Daraus entsteht eine Blase, die sich immer mehr während des Ausstreckens entwickelt und das Schweißen gänzlich verhindert. Das Klügste in enem solchen Falle besteht immer darin, in die Blase zu stechen, damit die Kohlensäure entweichen könne, was oft mit einem vernehmbaren Geräusch geschieht, und dann das Stück nochmals warm zu machen, um das Schweißen zu vollenden.
Nachdem, das Rasirmesser gehörig breit gestreckt worden, muß es noch gehämmert werden, um die Spuren des Schmiedens zu beseitigen. Für diesen Zweck wird es zur Bronzefarbe erhitzt und und dann mit einen gut polirten Hammer aus Gußstahl gehämmert, der eine breite Finne hat. Hier wird die Klinge so lange mit schwachen Schlägen behandelt, bis alle Spuren des Hammers verschwunden sind.
Jetzt ist es nun die Augenblick gekommen, das Zeichen des Fabrikanten auf den Druck des Messers zu schlagen, und dieses geschieht, nachdem derselbe die Kirschrotglühhitze erlangt hat, damit sich dieses Zeichen um so sauberer auspräge. Hierauf heizt man die Klinge wieder bis zur Bronzefarbe und hämmert sie bis zum völligen Erkalten.
Bei dieser letzteren Manipulation beabsichtigt man ebenfalls, die Klinge mit schwachen Hammerschlägen ganz glatt zu hämmern, und man fährt damit fort, bis die Klinge so weit erkaltet ist, daß man sie in die Hand nehmen kann. Kein Theil der Arbeit vermehrt die Güte der Klinge in einem solchen Grade, wie das Kalthämmern; es drängt die Massentheilchen des Metalls dichter zusammen und gibt ihnen eine große Geschlossenheit.
Jacobvs |