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NassRasur.com-Forum » Rasiermesser und Zubehör » Messerrasur und Rasiermesser in 1836 AD » Themenansicht

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Autor Thread - Seiten: -1- [ 2 ]
Diskussionsnachricht 000000
10.04.2007, 19:53 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


Wie Senser vorgeschlagen hat, werde ich hier Auszüge aus "Die Kunst des Messerschmiedes" von M.H. Landrin posten, die von Rasieren und Rasiermesser sprechen.

Zum Auftakt von Rasieren generell:

Fünfter Artikel

Vom Rasiermesser

Das Rasirmesser dient zum Scheeren des Bartes. Es ist eine außerordentliche feine Säge, die folglich den feinsten Stahl erheischt.

Ein Rasirmesser ist gut, wenn es das Bart glatt abschneidet, ohne Schmerzen zu verursachen, wenn es nicht leicht stumpf wird und mehrere Monate lang benutzt werden kann, ohne die Schneide zu verlieren.

Die Fehler eines Rasirmessers beruhen fast immer in der Ungeschicklichkeit oder Unwissenheit des Barbiers. Wird es zu gerade gehalten, so legt sich die Schneide um, und das Messer wird stumpf; wird es zu schräg gehalten, so gleitet es über die Haut hin, ohne die Barthaare wegzunehmen. Führt man es nach zwei parallelen Linien über den Bart hin, so schneidet es nicht und verursacht heftige Schmerzen. Bevor man also die Geschicklichkeit des Messerschmieds tadelt, welcher das Barbiermesser gemacht oder abgezogen hat, oder bevor man die Schuld der Qualität des Metalles beimißt, thut man wohl, zu untersuchen, ob man sich zu rasiren verstehe, und wir theilen deshalb in diesem Betreff einige Bemerkungen mit, die hier nicht am unrechten Orte sein dürften.

Da durchs Mikroskop betrachtet, die Klinge des Rasirmessers ziemliche Aehnlichkeit mit einer Säge hat, so folgt daraus, daß dann die Barthaare nicht abgeschnitten werden, wenn man es perpendikulär zu seiner Klinge führt und daß man weit leichter zum Ziele gelangt, wenn man den Heft mit leichtigkeit ergreift und das Instrument ungefähr so spielen läßt, wie der Schenkel eines Zirkels in seinem Scharnier. Es gehört dazu eine große Geschmeidigkeit in der Hand und eine gewisse Elasticität, die man vor Allem zu erlangen suchen muß.

/.../

Die Erfahrung lehrt uns noch, daß die Barthaare sich weit leichter abscheeren lassen, wenn man eben aus dem Bette oder aus einem warmen Bade kommt. Die Transpiration hat sie weicher gemacht, und das Rasirmesser haftet dann weit besser auf ihnen. Warum ahmt man dieses nicht künstlich nach, indem man mit warmen Wasser den Bart befeuchtet, den man scheeren will, um dadurch die Haare weicher zu machen. Aber für diesen Zweck ist es nicht ausreichend, sich das Antlitz mit etwas lauem Wasser zu reiben und sich eines weichen Dachspinsels zu bedienen. Das Wasser muß einen hohen Temperaturgrad besitzen und man taucht alsdann in dasselbe eher ein grobes, als ein feines linnenes Tuch, reibt kräftig die Barthaare und widerholt dieses mehrmals nach einander. Dann erst mag man die Seife mit einem Dachspinsel auftragen, die jedoch am zweckmäßigsten heißem Wasser aufgelöst sein muß; und größerer Sicherheit halber kann man auch das Rasirmesser ins heiße Wasser tauchen.

Diese Vorschriften und viele andere, welche die Erfahrung täglich bestätigt, haben uns notwendig geschienen, ungeachtet der Geringfügigkeit des Gegenstandes, auf welchen sie sich beziehen. Es ist eine bekannte Sache, daß nichts leichter zu verfertigen ist, als ein Rasirmesser, und doch fragt sich jedermann, warum es so wenig gute Rasirmesser gibt. Eben so gut könnte man die Frage aufwerfen, warum es so wenig Menschen gibt, die einander ähnlich sind.

Manche haben, z. B. eine feine Haut und sehr harte rauhe Haare; bei andern hat die Sensibilität das Extrem erreicht, und das Nervensystem ist äußerst reizbar. Manchmal ist die Haut uneben, chagrinartig, und das Rasirmesser kann nur holprig über dieselbe gefürt werden, mit Gefahr, Schnitte zu verursachen. Bei dem einen ist das Haar hart und Widersteht dem Messer im Hohen Grade, bei andern ist es weich und weicht der Schärfe. Alle diese Umstände, welche von der Natur herrühren, werden dem Messerschmiede beigemessen, weil es bequemer ist, zu tadeln, als die Ursache des Uebels aufzusuchen.


Kommt ein bisschen bekannt vor, oder?

Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000001
10.04.2007, 22:53 Uhr
~Senser
Gast


@ Jakobvs
Nochmals vielen Dank. Und nicht aufhören, bitte. Du bekommst auch das Bundesrasierkreutz.
Schon die Sprache ist es wert, wiedergegeben zu werden.
Obwohl: "perpendikulär" was ist das?
Gruß, Senser
 
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Diskussionsnachricht 000002
10.04.2007, 23:28 Uhr
Lacky
registriertes Mitglied


Das bedeutet senkrecht, bzw. auch 90 grad zu irgendwas!

Das Perpendikel ist eine alte Bezeichnung für das Pendel einer Pendeluhr.


Gruß
Lacky
 
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Diskussionsnachricht 000003
11.04.2007, 10:22 Uhr
~Senser
Gast


@ Lucky
Das wäre dann die richtige Bezeichnung für die Klingenhaltung beim Schärfen von gebogenen Messern. Aber wenn ich dann schreibe: "Schiebe immer perpendikulär zur Schneide" dann hält man mich für komplett bescheuert;-)))
Danke für die Erklärung.
Gruß, Senser
 
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Diskussionsnachricht 000004
11.04.2007, 16:26 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


Hier wird meiner Meinung nach von der Rasur "mit dem Strich" abgeraten -
da kann ich nur zustimmen - ich rasiere mich hauptsächlich "quer" und auch an manchen Stellen "gegen" den Strich. Da genügt dann nur ein Durchgang - wird nicht absolut perfekt (Problemzonen - Hals und Kehlkopf), aber es wird immer besser und ich bin von der Rasurbrand endlich los.

Dass heisse nasse Handtuch scheint für mich auch mehr zu wirken, und wichtiger zu sein, als einweichen mit dem Schaum - Hitze einwirken lassen und solange vorsichtig reiben, bis die Haare völlig erweicht sind und man nichts fühlt - danach habe ich beim Einseifen keinen Unterschied zwischen den teuerem RC und einfachen Babyseife gefunden.

Aber - ich habe trockenen Haut und einen "Stahlbart" - die besten Erfahrungen habe ich mit einen derben und schweren Klinge gehabt(ERN 82).

Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000005
11.04.2007, 16:34 Uhr
~UbuRoy
Gast


Ich find den Text sowas von Klasse, würde ihn gern auf die Homepage stellen zu den Rasiermesser Fotos.
Hast du da ein Problem mit? Ich würde natürlich Dich, die Quelle etc. vorab klar und deutlich nennen und alles auch entsprechend als zitat und Auszug aus einem lit. Werk kenntlich machen.

Wäre dann allerdings fein von Dir, mir die genaue Quelle inkl. Titel, Verlag, Seite zu nennen...

Ich hab schon ein paar solcher netten Texte online und les sie immer wieder gern, wenn ich irgendwo in der Pampa unterwegs oder am arbeiten bin ;-)
 
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Diskussionsnachricht 000006
11.04.2007, 18:23 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


"Die Kunst des Messerschmiedes"

oder

gründliche Anweisung, alle Arten schneidende Instrumente, den heutigen Anforderungen entsprechend, zu schmieden, zu schleifen, abzuziehen, zu polieren und mit den einfachsten, wie mit den elegantesten Schalen, Heften oder Griffen zu versehen, nebst nützlichen Notizen über die Erzeugung der verschiedenen Stahlsorten und Stahllegirungen, so wie über die Behandlung derselben im Feuer und beim Härten, und endlich über die Darstellung der feinsten Polierpulver;

aus längjähriger praktischer Anschauung geschöpft von M.H. Landrin, Civilingeneur und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.

Frei aus französischen übersetzt von Dr. H. Leng und nach dessen Tode beendet und herausgegeben von Dr. H. Schmidt.

Mit 9 Steindrucktafeln,

Weimar, 1836.

Facsimile Th. Schäfer-Verlag, Hannover 2000, ISBN:3887464133

Auszug "Vom Rasirmesser" - Zweites Buch, Erster Theil, Erster Abschnitt, Fünfter Artikel, Seiten 298-300.

Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000007
11.04.2007, 22:54 Uhr
~UbuRoy
Gast


Supie! Vielen Dank!
 
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Diskussionsnachricht 000008
12.04.2007, 10:05 Uhr
~UbuRoy
Gast


Hihi, der Text hängt jetzt neben meinem Rasirspigel im Bad ;-)

Ausserdem hab ich ihn Online gesetzt. Immer gut, auch in der Fremde die Heimat dabeihaben zu können um 'ne gute Rasurinspiration zu kriegen ;-))

personal.joerg-scheffler.info/html/vom_rasirmesser.html

Nochmal danke für die Quellenangabe!

Ist das Buch eingentlich noch zu bekommen???
 
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Diskussionsnachricht 000009
13.04.2007, 19:12 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


@Uburoy
Scheint völlig ausverkauft zu sein. Mach doch hin und wieder eine Suche in Abebooks.de, da habe ich am meisten Glück mit "out of print"-Bücher gehabt.

Aber zurück zum Thema "Messerrasur in 1836"

Seiten 153-154

Von den Rasirmessersteinen

Diese Steine gehören den Kieselthonschiefern an, welche schwärzliche, röthliche oder violette über einander liegende Schichten bilden. Die Sorte, welche sich am besten für feine Klingen, besonders für Rasirmesser eignet, ist chamoisgelb und hat ein so feines Korn, daß man es mit dem Auge gar nicht bemerkt. Gewöhnlich sind diese Steine auf der einen Seite weiß, auf der andern schwarz, aber selten ist die schwarze Seite zum Abziehen brauchbar, weil sie entweder zu hart oder zu weich ist. Zuweilen bemerkt man auf der gelben Seite einzelne schwarze Stellen, aber sie sind der Güte des Steins nicht im Mindesten nachteilig.

Wir erhalten diese Steine aus der Brüchen von Schloß-Salm in der Gegend von Malmedy. Sie geben den Instrumenten eine vortreffliche Schneide und werden beim Gebrauche mit Olivenöl befeuchtet; wenn das Oel einige Zeit darauf gestanden hat, so gerinnt es, und dann muß man es mittelst eines Bimssteins und Wasser abschleifen.


Seiten 222-223

Von dem Abziehen auf den Wetzsteine


Bei dem Abziehen des Rasirmessers hält man den Stoß der Klinge mit dem Daumen und dem Zeigefinger, während die anderen Finger ohne Anstrengung und Beschwerde den Stiel halten, so daß der Rücken und die Schneide des Messers den Stein gleichmäßig berühren. Man läßt dei Schneide vorausgehen und zieht schräg ab, d. h. so, daß die Spitze des Messers bei dem Hin- und Herführen ein X bildet. Da der Rücken der Klinge aufliegt, so ist es nicht schwer, denselben Neigungswinkel beizubehalten; außerdem muß sich der Arbeiter hüten, daß er nicht an der einen Stelle stärker aufdrückt, als auf der andern.

Nach 7 bis 8 Strichen muß man den Faden, welcher sich auf der anderen Seite der Schneide gebildet hat, entfernen, was auf folgende Weise geschieht: Man läßt den Rücken der Klinge vorausgehen, doch ohne daß er den Stein berührt, und nimmt so, indem man in entgegengesetzten Richtung abzieht, den Faden durch schwaches aufdrücken der Klinge ab, wobei man den Rücken ein wenig in die Höhe hebt. Wenn das Rasirmesser aus dem harten Stahle besteht und gut gehärtet worden ist, so genügt das einfache Abziehen in den entgegengesetzten Richtung vollkommen zur Entfernung des Fadens; besteht die Klinge dagegen aud weichem Stahle, so ist der Faden weit zäher, un man muß das Messer drei- bis viermal auf dieselbe weise abziehen.

Da man bei dem letzten Abziehen die Neigung der Klinge sich plötzlich verändert hat, so ist dadurch auf der einen Seite eine weit stärkere schiefe Fläche entstanden, als auf der andern, und man muß deshalb das Messer nochmals abziehen, darf jedoch dabei nicht zu stark aufdrücken, weil sonst wieder ein Faden entstehen und die ganze frühere Arbeit umsonst sein würde. Um die Güte des Messers zu prüfen, fährt man damit über den Nagel, wie wir es bei dem Federmesser angegeben haben. Wir können es überhaupt Messerschmied nicht genug empfehlen, sich an dieses Prüfen auf dem Nagel und auf der Haut zu gewöhnen, es ist das sicherste und einfachste Mittel, welches ihm jederzeit zu Gebote steht.


Seiten 227-228

Die Oberfläche der Streichriemen wird gewöhnlich mit einer eigenthümlichen Masse überzogen, welche in der Regel aus Schiefer besteht. Man wäscht nach dem englischen Vorschrift den Schiefer aus, stößt ihn in einem Mörser zu feinem Pulver, siebt dieses durch ein feines Sieb, feuchtet es zuerst mit ganz reinem Wasser, dann mit Oel an, bis es die Consistenz des Talgs hat, und streicht es dann auf das vorher gereinigte und gehörig zubereitete Leder. Gewiß eignet sich ein Schiefer, welcher viel Kieselerde enthält, am besten zu diesem Zwecke.

Einige Messerschmiede bedienen sich statt des Schiefers des fein gepulverten Mangans oder Braunsteins, woraus sie jedoch ein großes Geheimniß machen. Sie bestreuen zwei gleich große gefettete Leder mit unfühlbaren Manganpulver und reiben sie dann auf einander, bis sich der Ueberzug allenthalben vollkommen gleichmäßig vertheilt hat.


Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000010
14.04.2007, 12:02 Uhr
Bartisto
registriertes Mitglied


Hallo Jacobvs

Vielen Dank für Deine Unermüdlichkeit.
Leider war meine Recherche über alle gängigen Antiquariate ergebnislos, aber... wir haben ja Dich

Mit großem Interesse habe ich diesen Auszug gelesen. Besonders interessant finde ich die Art der Beseitigung des sog. Fadens, auch häufig "Bart" genannt.
Der Autor hat diesen kritschen Moment in seiner Technik der Beseitigung genau beschrieben:
" Da man bei dem letzten Abziehen die Neigung der Klinge sich plötzlich verändert hat, so ist dadurch auf der einen Seite eine weit stärkere schiefe Fläche entstanden, als auf der andern, und man muß deshalb das Messer nochmals abziehen, darf jedoch dabei nicht zu stark aufdrücken, weil sonst wieder ein Faden entstehen und die ganze frühere Arbeit umsonst sein würde."

Diesen sog. Bart oder Faden werde ich dadurch los, dass auf einem mittelfeinen dunklen Thüringer das Messer WEITERHIN mit der Schneide voran geschoben wird. Nach ca. 10-20 Schüben löst sich der Bart ab, weil er immer instabiler wird und ist als silbriger Rückstand im Schleifschlamm zu erkennen. Der Stein wird kurz gewaschen, erneut angerieben und nach drei- bis viermaligen Wiederholen ist der "Bart ab". Die Gefahr, durch das Anheben des Rückens und das Ziehen mit dem Rücken voran sich eine 2. unerwünschte Schärffacette einzufangen, wird umgangen.
Der Autor hat bei seinem Vorgenen deutlich auf diese Problematik hingewiesen.

Viele Wege führen nach Rom. Es ist alles hoch interessant.

Gruß und ein schönes Wochenende
Bartisto

--
Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Konfuzius

Diese Nachricht wurde am 14.04.2007 um 12:03 Uhr von Bartisto editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000011
14.04.2007, 12:21 Uhr
~UbuRoy
Gast


@ Jacobus: Ich hab diesen Theil auch wieder übernommen. Es waren übrigens noch ein kleine Rächtschraibveler drin die ich in dem Zuge sodann behoben habe.

Wer Interesse an dem Text als PDF hat möge dieses Bekunden. Ich stelle alsdann diesen Text wohlfeil als herunterladbare PDF einem jeden geneigten Leser zur freien Verfügung.

Bei mir selbst hängt das bereits im Bade. Schöne Klolektüre, da immer wieder lesenswert ;-)
 
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Diskussionsnachricht 000012
14.04.2007, 13:10 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


@Bartisto
Den Buch kann ich einen Messerrestaurateur "überhaupt nicht genug empfehlen" , die Verfertigungsprozesse und Instrumente sind da sehr detailiert beschrieben. Doch einige Fehler sind da doch drin (ich tippe auf Herrn Schmidt, der nach den Tode des ursprünglichen Übersetzers das Werk "beendet" hat) - beim z. B. Härten und Anlassen sind die Begriffe öftermals verwechselt geworden.

Aber - diese Facsimile ist nicht die Einzige Quelle! Original ist ja französisch - und als Neuausgabe auch erhältlich:

www.amazon.fr/Manuel-coutelier-th%C3%A9orique-pratique-co...

Mein französich ist leider ganz rudimentär, und dazu war ich, wenn ich dass Buch gekauft habe, mehr in der deutschen Ubersetzung interessiert, weil die Messerschmiede hier in Estland damals eher einen deutschen Buch als einen französischen benutzt hätten (Estland war ja damals einer der "deutschen Ostseeprovinzen" Russlands).


Solcher starker Faden oder Bart, wie Landrin es beschrieben hat, das mit speziellen Handgriff entfernt werden muss, ist meiner Meinung nach ein Problem der Messer aus weichen Material. Persönlich habe ich es nie mit meinen Messern wahrgenommen, ausgenommen in der Phase der "groben Schleife". Leider sind alle meine Steine alt oder selbstegefertigt und ich kann darum keine Körnungsnummer geben. Zuerst benutze ich einen Sandstein, (nur bei "neuen" Messer, die völlig stumpf sind und/oder Scharten haben) bis man Zigarettenpapier schmeidig schneiden kann, dann auf einen keramischen Stein, bis es anfängt den Haartest mehr oder weniger zu bestehen und schleife nach auf einen blaulich-schwarzen, seeeehr feinen "deutschen Stein" bis es den Haartest "aus allen Positionen" schafft. Dann Lederriemen mit grünen Paste und zulezt geölter Riemen.

Jacobvs

Diese Nachricht wurde am 14.04.2007 um 13:12 Uhr von Jacobvs editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000013
14.04.2007, 13:45 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


@Uburoy



Hab's überprüft.

ERRATA:

...Gewöhnlich sind diese Steine auf der einen Seite weißlich oder gelb, auf der andern schwarz...

...dagegen auds weichem Stahle, so ist der Faden weit zäher, und man muß das Messer drei- bis viermal auf dieselbe weise abziehen.

...Da man bei dem letzten Abziehen die Neigung der Klinge sich plötzlich verändert hat,...

Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000014
14.04.2007, 14:04 Uhr
Bartisto
registriertes Mitglied


@ Jacobvs,

ganz herzlichen Dank für den Hinweis bei Amazon. Endlich weiß meine Frau, was sie mir zum Vatertag schenken kann. Das Schulfranzösisch könnte dringend aufgefrischt werden, es liegt schon einige Jährchen zurück

Gruß
Bartisto

--
Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Konfuzius
 
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Diskussionsnachricht 000015
14.04.2007, 15:35 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


Habe einen PM von einen Moderator hier gekriegt, und um zukünftige Missverständnisse zu vermeiden, werde es hier öffentlich antworten und klären:

Von barbier:

Hallo Jacobvs,
um fremde Texte zu veröffentlichen, braucht man die ausdrückliche Genemigung des Verfassers.

Wenn die Texte älter als 50 Jahre sind ist das nicht so schlimm.



Das stimmt nicht. 50 Jahre von den Veröffentlichungsdatum gibt noch keine Garantie. Die Werke werden freigegeben 50 oder 60 Jahre nach dem Tode des Verfassers (hängt von den Gesetzgebung verschieden Staaten ab). Nehmen wir zum Beispiel Kurt Vonnegut, der am Mittwoch von Uns gegangen ist, in Alter von 87 Jahren. Sein erstes Buch "Player Piano" erschien 1952.Er war dann 30 Jahre alt. Sind die Urheberrechte verfallen? Nein,die gehen an seine Erben über (oder sind schon vielleicht in einigen Fällen an einen Verlagshaus verkauft) und sind gültig mindestens bis 11.04.2057.

Auch wenn wir annehmen würden dass, die Herren Landrin (Author), Leng (Übersetzer, leider 1836 schon tot) Schmidt (Übersetzer und Herausgeber) und Voigt (Verlag) noch 100 Jahre gelebt hätten, auch dann wären die Urheberrechte auf den Text schon lange erloschen.


]Aber neuere Texte sind ein Problem, vor allem wenn man sie wörtlich abschreibt!!

Ich muss Dich bitten, entweder nur alte Texte hier zu veröffentlichen oder Dir eine Genemigung für die neueren Texte zu besorgen.


Ja, sicher. Selbstverständlich.

Die Neuausgabe von Landrin 1836 ist eine FACSIMILE. Das habe ich hier mehrmals erwähnt. Das heisst dass das Buch eine originaltreue, in Nichts veränderte Kopie ist, die Seiten sind einscanniert oder fotographiert. Die Urheberrechte von TH.Schäfer Verlag würde ich dann verletzen, wenn ich Scans von der Seiten des von ihnen veröffentlichten Buches ins Internet stellen würde.

Das ist sehr wichtig, denn solche Dinge verstoßen gegen geltendes Recht und werden dem Betreiber der Page angelastet.

Gruß
Jens


Sicher ist das wichtig. Und weil es so wichtig ist, würde es sich auch ohne Zweifel lohnen sich in solchen Sachen ein bisschen informieren.



Jacobvs

Diese Nachricht wurde am 14.04.2007 um 15:37 Uhr von Jacobvs editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000016
14.04.2007, 16:25 Uhr
BlueDonovan
registriertes Mitglied


Möööp.

Das ist so nicht richtig, würde auch jede wissenschaftliche Arbeit unmöglich machen.

Generell gilt in Deutschlad und eigentlich weltweit: Bei eindeutiger kennzeichnung als Zitat, Nennung von Autor und Titel/Veröffentlichungsjahr - also kompletten Literaturangaben zum zitat - darf belibig und auch öffentlich ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors zitiert - sprich 1:1 abgschrieben - werden.

Die Rechssprechung zum geistigen Eigentum argumentiert dabei, daß auf diese Weise dem Autor oder Verlag kostenlose Publicity entsteht und er also nicht "geistig bestohlen" wird sondern im Gegenteil Vorteile dadurch erringt.

Also : immer schön vollständig zitieren, Änderungen und Auslassungen am Text als solche kenntlich machen und die Quelle dazuschreiben, dann kann weder der Beitragsautor noch der Forenbetreiber rechtlich belangt werden

LG
BlueD

Diese Nachricht wurde am 14.04.2007 um 16:27 Uhr von BlueDonovan editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000017
14.04.2007, 17:52 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


@BlueDonovan

Wo Du Recht has, hast Du recht. Doch das "Zitieren" gilt nur für Non-Profit und pers. Forschungszwecke.

Und naja, das Pröblemchen hier ist, dass wier hier bei diesem Forum mit einen Business-Webpage zu tun haben. Und jemand konnte dass schon so interpretieren bzw. interpretieren wollen, dass hier was für "Werbezwecke" benutzt wird.

Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000018
14.04.2007, 22:34 Uhr
BlueDonovan
registriertes Mitglied


Trotzdem kein Problem.

Auch bei der Flut an Ratgeberbüchern und Populärwissenschaftlichen Publikationen, die ja eindeutig ein finanzielles Interesse haben, darf bei vollständigen Quellenangaben ohne ausdrückliches Einverständnis zitiert werden.

Ich weis das genauer, da eine Verwandte von mir aus den Sprachtherapeutischeh Bereich Elternratgeber für entwicklungsgestörte Kinder schreibt - und ihr Verlag überprüft nur die Stimmigkeit der Literaturangaben, holt aber nicht ausdrücklich die Erlaubnis der genannten, zum Teil noch lebenden und arbeitenden Autoren ein.
Und die Dame lebt inzwischen von ihren Büchern.

Abgesehen davon - wo kein Kläger, da kein Richter, im Falle des von dir hier genannten werkes ist sowiso jedes Copyright abgelaufen.

Danke übrigens auch von meiner Seite - sehr spannend das.

LG
BlueD

Diese Nachricht wurde am 14.04.2007 um 22:35 Uhr von BlueDonovan editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000019
15.04.2007, 14:21 Uhr
Le Barbier
registriertes Mitglied


Jacobvs schrieb:

Zitat:
Solcher starker Faden oder Bart, wie Landrin es beschrieben hat, das mit speziellen Handgriff entfernt werden muss, ist meiner Meinung nach ein Problem der Messer aus weichen Material.

Auch von mir einen herzlichen Dank für Deine Mühen, uns diese interessanten Texte lesen zu lassen.
Nun ist das Buch sehr alt, viel älter als die Rasiermesser, über die wir uns immer unterhalten.
Gibt es eigentlich Leute hier, die Rasiermesser aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besitzen? Sogar verwenden, schon mal geschliffen haben usw.?
Vielleicht lassen sich die alten Schleifanleitungen ja nicht so einfach auf hohlgeschliffene Klingen übertragen. Hier jedenfalls hat noch niemand empfohlen, den Grat durch "Ausziehen" (ich glaube, der Begriff stammt von Norbert) mit abgehobenem Klingenrücken zu entfernen, das stelle ich ausgesprochen heikel vor.
Wie sahen denn die Messer aus, die der Autor meint? Äußert er sich in seinem Buch zur Klingenform?
So viele Fragen!

Viele Grüße
Le Barbier

Diese Nachricht wurde am 15.04.2007 um 14:24 Uhr von Le Barbier editiert.
 
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Diskussionsnachricht 000020
16.04.2007, 09:33 Uhr
~UbuRoy
Gast


@e Barbier: Ja, durchaus. Ich hab eins das irgendwo 18-19 Jahrhundert ist. Ich schätze es auf 1760-1800, aber genau sagen kann das keiner.
Es ist ziemlich derb, aber sehr shön geschmiedet, Keilschliff, sehr schwer und sehr gross.
Es ist wirklich scharf und es rasiert auch gut. Ab und an benutze ich es sehr gern.
 
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Diskussionsnachricht 000021
16.04.2007, 19:50 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


@Le Barbier und alle andere -

Leider werde ich nicht füher, als am Wochenende Zeit haben, neue Absätze zu posten. Dann werden auch Klingenformen beschrieben! Und die Vollhohlen kennt Landrin schon, findet sie aber nicht so toll.

@UbuRoy

Momentmal, nachschauen... Ja! Dein "antiker Franzose" konnte ja von der Form her von einen Fabrik von Monseigneur Landrin selbst stammen! Ein richtiger Prachtstück! (Neidischhhhh...) Stimmt mit der Zeichnungen fast gleich überein.

Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000022
16.04.2007, 23:39 Uhr
~UbuRoy
Gast


@Jacobus: Freu mich schon auf die weiteren Texte von Dir.

Ob das Messer von Mon. Landrin selbst ist, wird wohl schwer zu klären sein. Obwohl auf einer Griffschale etwas in einer Art Sütterlin Schrift geschrieben steht. Aber ich kanns leider nicht lesen...
Aber stimmt, das Messer ist ein Prachtkerl ;-)

Übrigens habe ich hier schon auf einigen Fotos von vielen anderen alte Bekannte gesehen, auf die ich bei eBay auch schon geboten hab. Immer wieder nett so ein - restauriertes - Wiedersehen!
 
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Diskussionsnachricht 000023
21.04.2007, 21:43 Uhr
Jacobvs
registriertes Mitglied


Hallo!

Bin wieder da, heute ein Stück über das Schmieden der Rasiermesser:


Seiten 302 - 307

§ 1. Vom Schmieden

Die Art und Weise, wie ein Rasirmesser geschmiedet wird, rührt von der Qualität des Stahls her, den man dazu anwendet.

Nimmt man zum Rasirmesser Gußstahl, so braucht er nicht gegerbt zu werden, und das Schmieden beginnt einfach am Ende der Stange.

Um am Ende der Stange zu schmieden, muß man berücksichtigen, daß der Gußstahl nicht schweißwarm gemacht werden kann, ja daß er manchmal nicht einmal eine Weißglühhitze verträgt. Man muß also große Vorsicht anwenden, wenn man eine stählerne Klinge ohne Umgebung schmieden will.

/.../

Wendet man Cementstahl an, so macht sich das Gerben nothwendig, und die Franzosen nennen diese Arbeit forgeage en bobèche (das Schmieden in der Tülle), weil zwei Stangen geschmiedet und zusammengeschweißt werden, von denen die eine die andere zum Theil umgibt.

Das Schmieden in der Tülle ist weit leichter, den man kann dem durch die Tülle geschützten Stahl die ganze nöthige Wärme geben und auch folglich weit mehr härten. Dieses Verfahren wird sehr häufig in der Frankreich angewendet, während die Engländer ihre Klingen lieber am Ende der Stange schmieden und im Schmieden des Gußstahles eine Geschicklichkeit besitzen, die ihnen niemand streitig machen kann.

Das sogenannte Schmieden in der Tülle besteht darin, daß man eine Stange guten Stahl zwischen zwei Stangen geringeren Stahl legt. Für diesen Zweck nimmt man eine Stange gewöhnlichen Stahl, den man in die Breite auszieht und dann auf sich selbst umbiegt, so daß zwischen beiden Oberflächen ein leerer Raum bleibt, welcher die Stange guten Stahl aufnimmt. Der schlechtere Stahl bildet die Tülle und der andere den Kern.

/.../

Man bringt den Stahl mit seiner Tülle ins Feuer, dergestalt, daß derjenige Theil, welcher die Schneide bildet, stets oben erhalten wird. Man muß vermeiden, daß das Feuer nicht zu viele Zwischenräume darbiete. Das Feuer muß mit Kohlen unterhalten werden, die frei von fremden Stoffen sind, um Oxydation zu vermeiden. Man hält anfangs das Feuer schwach und vermeidet, die Bälge in zu rasche Bewegung zu setzen. Besonders nimmt man darauf Rücksicht, daß das Feuer keinen Hammerschlag bilde, was häufig der Fall ist, wenn die Temperatur desselben nicht hoch genug gesteigert ist. Es darf an der Ziehkette der Bälge nur langsam und schwach gezogen werden, und man muß die Bälge langsam niedergehen lassen, indem man sie in kleinen Zwischenräumen wieder etwas in Thätigkeit setzt. Man muß den Stahl oft betrachten und sich in Acht nehmen, daß er nicht schmilzt. Sollte man gewahr werden, daß er dazu geneigt sei, so müßte man ihn sogleich aus den Feuer nehmen, mit Sand bedecken und ihn sodann ins Feuer bringen.

Ein Zeichen, daß das Stück hinlänglich warm sei, besteht darin, wenn die Funken sich vervielfältigen und wenn man einen geringen Grad des Kochens vernimmt. Als dann ist es Zeit, das betreffende Stück aus dem Feuer zu nehmen.

Bevor man es auf den Ambos bringt, thut man wohl, es in Sand zu stecken. Alsdann bringt man es mit der breiten Seite auf den Ambos und beginnt zu schmieden.

Man zieht die die Klinge mit schwachen Hammerschlägen in die Breite, wobei man die Schneide mit ganz besonderen Sorgfalt bearbeitet, um hier Risse oder den Mangel einer homogenen und dichten Beschaffenheit zu vermeiden, welcher Mangel oder Fehler sich während des Schweißens kund gibt. Das Schmieden auf der breiten Seite dauert so lange, als das kochende Geräusch vernommen wird. Sobald dieses aufhört, wendet man die Stange, und stellt sie auf den Ambos; hierauf bearbeitet man sie in die Richtung ihrer Länge, indem man die Kraft des Hammers in dem Maße vermehrt, in welchem die Erkältung beträchtlicher wird.

Man bezweckt damit, dem Metall größere Dichtheit zu geben, und die Risse zu entdecken, wenn dergleichen vorhanden sein sollten.

/.../

Endlich schlägt man die scharfen Ecken auf dejenigen Seite nieder, welche die Schneide bilden soll, und bringt das Stoff abermals ins Feuer.

/.../

Man schmiedet nun auf eine mäßige und vorsichtige Weise, zieht den Druck der Klinge in Gestalt einer Spitze aus und giebt ihm eine Krümmung /.../; man macht ihn weißglühend und und hämmert ihn auf den Ambos, in dem man die Schneide auf einem Runden Theile desselben, z. B. auf dem Sperrhorne verdünnt. Indem man nach und nach und mit der gehörigen Aufmerksamkeit den Hammer neigt, bringt man es dahin, die Schneide ziemlich dünn zu erhalten.

Bei dieser letzter Behandlung tritt nun zuweile der Fall ein, daß, wenn das Schweißen der Tülle nicht gut ausgeführt worden, der Sauerstoff sich eines Theils des Kohlenstoffs im Stahle bemächtigt und im Stück selbst eine Ausdehnung bewirkt. Daraus entsteht eine Blase, die sich immer mehr während des Ausstreckens entwickelt und das Schweißen gänzlich verhindert. Das Klügste in enem solchen Falle besteht immer darin, in die Blase zu stechen, damit die Kohlensäure entweichen könne, was oft mit einem vernehmbaren Geräusch geschieht, und dann das Stück nochmals warm zu machen, um das Schweißen zu vollenden.

Nachdem, das Rasirmesser gehörig breit gestreckt worden, muß es noch gehämmert werden, um die Spuren des Schmiedens zu beseitigen. Für diesen Zweck wird es zur Bronzefarbe erhitzt und und dann mit einen gut polirten Hammer aus Gußstahl gehämmert, der eine breite Finne hat. Hier wird die Klinge so lange mit schwachen Schlägen behandelt, bis alle Spuren des Hammers verschwunden sind.

Jetzt ist es nun die Augenblick gekommen, das Zeichen des Fabrikanten auf den Druck des Messers zu schlagen, und dieses geschieht, nachdem derselbe die Kirschrotglühhitze erlangt hat, damit sich dieses Zeichen um so sauberer auspräge. Hierauf heizt man die Klinge wieder bis zur Bronzefarbe und hämmert sie bis zum völligen Erkalten.

Bei dieser letzteren Manipulation beabsichtigt man ebenfalls, die Klinge mit schwachen Hammerschlägen ganz glatt zu hämmern, und man fährt damit fort, bis die Klinge so weit erkaltet ist, daß man sie in die Hand nehmen kann. Kein Theil der Arbeit vermehrt die Güte der Klinge in einem solchen Grade, wie das Kalthämmern; es drängt die Massentheilchen des Metalls dichter zusammen und gibt ihnen eine große Geschlossenheit.


Jacobvs
 
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Diskussionsnachricht 000024
21.04.2007, 21:55 Uhr
Bengall Reynolds
registriertes Mitglied


@ Jacobvs

Gibts in dem Buch eigentlich auch ein Kapitel welches die japanische Schmiedekunst behandelt?

Dein letzter Textauszug erinnert mich ein wenig an deren Verfahren.


Gruß

--
Bengall Reynolds
 
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