Diskussionsnachricht 000001
16.04.2007, 21:55 Uhr
Herr Grau
registriertes Mitglied
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Die Frage ist schon sehr dilletantisch, aber was soll's:
Unterscheide: Kohlenstoffarmer Stahl, Kohlenstoffstahl, rostträgen Stahl, Damaststahl und Wootz
Wootz kann ich hier nicht behandeln; es handelt sich dabei um eine inhomogene Schmelze, die Technik kommt aus Indien, wo sie jahrhundertelang verloren war. Sie wurde hier vollkommen neu entwickelt und steht wieder zur Verfügung. Es ist sehr schwer zu verarbeiten, weil es in exorbitant vielen Hitzen vergleichsweise kalt geschmiedet werden muss. Dabei wachsen um Verunreinigunen (Vanadiumpartikel) langsam aber sicher Zementitstränge. Dieser Stahl ist der "ursprüngliche" Damaststahl.
Was wir heute unter Damast verstehen ist eine wiederholte Feuerschweissung und Faltung von verschieden legierten Stählen. Das gibt witzige Muster und Eigenschaften, die eigentlich keiner so wirklich einschätzen kann. Damast ist ebenfalls sehr aufwendig herzustellen, da das vielfache Feuerschweissen sehr hohe Anforderungen an Können und Konzentrationsfähigkeit des Schmieds stellt, denn die Schweisstemperatur liegt nur knapp unter jener, bei der der Stahl verbrennt.
Rostträger Stahl ist das, was du unter Edelstahl oder rostfreiem Stahl kennst. Der Effekt der Rostträgheit entsteht, wenn in einem gehärteten Stahlgitter über 12% Chrom enthalten sind. Auch dieser Stahl enthält Kohlenstoff, denn Kohlenstoff macht Stahl überhaupt erst zu Stahl und härtbar, dennoch sind die entstehenden Korngrößen größer als die von reinem Kohlenstoffstahl, weshalb er auch nicht so scharf geschärft werden kann. Chromstähle sind dafür häufig zäher als Carbonstähle.
Kohlenstoffarmer Stahl muss dich nicht kümmern, denn er ist so gut wie nicht härtbar.
Kommen wir zu dem, was für Messer interessant ist: Kohlenstoffstahl
Ich würde pauschal alles mit mehr als 0,6% Kohlenstoff als solchen bezeichnen. Je mehr Kohlenstoff ein Stahl hat, desdo höher kann man ihn härten. Verschiedene Legierungselemente beeinflussen seine Eigenschaften noch, mit den verschiedenen Legierungskomponenten und deren Kombination hat sich die Metallurgie jahrhundertelang aufgehalten. Nur so viel: Je weniger Schwefel und Phosphor, desdo besser.
Alle Stähle, die du so kennst sind Kohlenstoffstähle:
Silberstahl ist ein Kohlenstoffstahl, der sich besonders hoch polieren lässt (sodass man sich darin spiegeln kann und das Material wie Silber aussieht) und daher seinen Namen hat. Man kann ihn hoch härten, er hat viel Kohlenstoff; Feilenstahl hat ca. 1% Kohlenstoff und kann damit ebenfalls sehr hoch gehärtet werden; das selbe gilt für den legierungsmäßig sehr reinen japanischen Papierstahl. Es gibt noch hunderte andere Kohlenstoffstähle, es gibt sogar Schnittgussstahl, also gegossenen Kohlenstoffstahl. Ich kann das Zeug aber nicht empfehlen, geschmiedeter Stahl ist immer vorzuziehen.
Das Kapitel "Stahl" ist unendlich riesig. Ich habe versucht, mich so kurz wie möglich zu fassen und dabei extrem viel - auch wesentliches - weggelassen. Aber ich habe keine Lust, alles aufzuschreiben.
Wenn du ein bisschen Motivation hast, geh auf
www.messerforum.net/forum.php?
und wühl dich durch. Da hast du die nächsten 20 Monate zu tun.
-- Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Diese Nachricht wurde am 16.04.2007 um 21:56 Uhr von Herr Grau editiert. |