Diskussionsnachricht 000041
23.05.2007, 10:34 Uhr
~UbuRoy
Gast
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Dies wird glaube ich ein etwas längeres Plädoyer der etwas anderen Art ;-) Vermutlich werden sich etliche persönlich angegriffen fühlen, vielleicht werden auch einige mit dem Kopf nicken weil sie es ähnlich tun...
Vielleicht erkennt ja der eine oder andere auch, das es durchaus anders geht und dadurch der Lebensgenuss erheblich gesteigert werden kann. Und zwar NICHT auf Kosten anderer...:Ich bin auch sicher kein Gutmensch.
Alles was ich hier beschreibe tue ich aus persönlichen Gründen, nicht weil ich hier den Messias oder Missionar heraushängen lassen will. Ich hoffe also, nicht allzusehr Mistverstanden zu werden!
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Ich kaufe schon seit knapp 15 Jahren bei fast keinem Discounter oder Konzern mehr. Ich kaufe überhaupt viele Dinge gar nicht mehr, sondern mach sie selber oder brauche sic hschlicht nicht mehr.
Weder Plus, Penny, Aldi, Saturn, Mediamarkt, Conrad, H&M, Ikea, Back Factory, McDonald oder ähnlicher Kram gehören zu meinen Lieferanten!
Ich habe mich schnell daran gewöhnt und finde Spass daran.
Inzwischen kaufe ich fast alles bei meinen kleinen Händlern: affeeröster um die Ecke, Biofleischer im Viertel, kleiner Elektronik Laden um die Ecke, Gemüse via frei Haus Lieferung bei meinem Bio-Bauernfreund, Frischfleisch nur noch Heidschnucken, die Ganzjaehrig im Nationalpark als wilde Selbstversorger leben u.ä.
Fahre nur noch Oldtimer, die ich selber repariere, Rasiere mich mit Messern, die ich selber schleife, habe keinerlei elektrische Küchenhelfer mehr, bis auf eine Kaffeemühle, der Rest wird mit Messern und anderen teils sehr altmodischen manuellen Handgerätschaften erledigt. Kaufen tue ich das alles nur noch auf dem Flohmarkt. Ist stehe auf 50er Jahre Möbel ;-)
Musik kaufe ich ausschließlich bei einem kleinen Privatlabel in Niedersachsen via Internet. Bücher, DVD, Elektronik, Computer, etc. alles via Internet bei kleinen privaten Händlern, viel davon gebraucht.
Klamotten nur bei Boutiquen oder kleinen Herstellern im Web.
Anfangs war es Mühsam. Von den meisten Mitmenschen werde ich für völlig spinnert gehalten. Ständig muss ich mich kümmern, wo ich was geliefert bekomme (mir fehlt noch ein guter Bäcker, Fischhändler, usw., in Hannover gibts nur einen echten Bäcker und der ist leider am andern Ende der stadt.). Brot liefert mein Biobauer, aber (kleine ;-) Brötchen backe ich derzeit selber...
Das lles "kostet" Zeit für suchen, beschaffen etc. Meist kostet es (Anfangs!) auch ein wenig mehr Geld. Aber erheblich weniger, als man glaubt!
Was soll ich sagen: Ich geniesse es! Es ist eine enorme intellektuelle Herausforderung. Es ist herrlich, nirgendwo mehr an einer Kasse anzustehen und immer eine passende Nische zu finden.
Mein Gemüse ist so lecker, das ich Supermarktfrass aus Spanien, Holland o.ä. gar nicht mehr essen KANN ;ä-) Das gilt für Fleisch, Fisch, Gemüse, Milch, Butter, Sahne, Pesto, Nudeln, Brot, usw.
Obst und Gemüse gibt es nur noch nach Jahreszeit. Ich sammle ich selber im Weserbergland an den vielen Obstalleen überall dort (Äpfel, Beeren, Quitten, Kirschen, Pflaumen, Pfirsche, Bärlauch, Pilze, Kräuter...). Und alles umsonst! Der Landy ist perfekt dafür ;-) Inzwischen beliefere ich meinen gesamten Freundeskreis mit kostenlosen Frischobst in Massen ;-))) und erhalte dafür häufig selbstgemachte Torten, Pestos, etc.
Ich liebe meinen alten langsamen, spartanischen, lauten, undichten, zugigen Landy und verreise gar nicht mehr anders als mit ihm und dem Dachzelt.
Für die Stadt hab' ich Fahrrad und Enduro. In den Tank kommt beim Diesel 50% Salatoel, der CX hat eine Gasanlage.
Ölwechsel habe ich dank Trabold filtern schon seit insgesamt über 250.000 km bei keinem meiner Autos mehr gemacht (spart enorme Kosten und Altöl und schont die Umwelt). Für längere Strecken fahre ich Zug oder meinen 25 jahre alten Citroen CX der 8,5 l braucht.
Ich tue das alles gern, weil ich genau weiss, was ich dafür bekomme. Und das Beste: Ich geniesse jede Minute die ich mich mit solchen Dingen auseinandersetzen darf (nicht muss).
Da ich fast ausschließlich in fremden Städten arbeite und das seit sehr langer Zeit habe ich in jeder großen Stadt meine Spezialläden in denen ich mich dann meist fürs ganze Jahr eindecke (Handschuhe, genähte Stiefel usw. in Wien oder München, Brot in München, Brötchen in Oldenburg, Fleischer in Belgien, Wurst aus Italien, Käse in Frankreich, Fisch in Bremerhaven, Spanien, Norwegen oder selbstgefangen, Hüte in München, Mützen in Hamburg, Bärlauch und Pilze im Wald, Orchideen in Hildesheim, Fahrräder in Hannover, Landrover und Citroenteile in England oder Frankreich oder Web...
Im Landy habe ich dafür eine große Kühltruhe. Immer wenn wir irgendwo im Urlaub sind oder ich auswärts arbeite, besorge ich mir ganze Jahresvorräte an Camembert, Cidre, Frischfisch, Fleisch etc. und friere es einfach ein. Es funktioniert wunderbar und ich spare unglaublich Zeit und Geld durch diese Einkäufe, da ich nur ein- bis zweimal im Jahr einkaufen muss.
Dadurch war ich anfangs ständig gezwungen, zu suchen, mich schlau zu machen...
Inzwischen ist es aber so, das ich überall (teils weltweit) meine festen Kontakte für alle Belange des Lebens habe.
Das Internet mit all seinen Foren usw. ist einfach die perfekte Lösung solche Informationen zu bekommen.
Es ist inzwischen sehr einfach und Lustvoll, alles an den großen Konzernen vorbei zu besorgen.
Es ist auch nicht teurer, sondern ich spare ich einen großen Haufen Geld, weil die besten Artikel meist auch die einfachsten sind (als Beispiel: Ich trage nur durchgenähte Schuhe. Ein paar kosten mich 2-3hundert Euro. Dieses Paar trage ich in der Regel 7-10 Jahre!!! Bis zuer ersten Reparatur und Besohlung für etwa 20 euro.
In diesen 10 jahren kauft sich jemand anders 5-10 paar Schuhe für 20-200 Euro, also insgesamt locker 500 Euro!!! Wer hat es also günstiger? Reparieren lasse ich die Schuhe in der Regel im Urlaub, wo es noch echte Schuster gibt, die es oft für 3-6 Euro machen!
Das alles sorgt für ein wirklich gutes Gefühl beim bezahlen ;-)
Vieles brauche ich gar nicht mehr, weil sich herausgestellt hat, das es schlicht überflüssig ist. Dieser ganze Konsum war bei mir frueher eine Art von Selbstbefriedigung. Bedürfnisse stillen, die ich meinte, mir verdient zu haben, weil ich dafür schuften musste etc. (Wir waren früher sehr arm.)
Alles blanker Unsinn.
Ich brauche keinen Fahrradhelm, keinen elektrischen Dosenöffner, keinen Vibratorrasierer, keinen dritten Fernseher, keine elektrische Zahnbürste, kein automatisches Garagentor, keinen Kaffeemaschine, ABS, ESP, ETW, SSD, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Gurtstraffer, Sensorvibratorheizungselektroklappaussenspiegel ;-) und diesen ganzen technischen Müll der nur dazu da ist, uns vom wesentlichen abzulenken, ständig repariert und gewartet zu werden usw. und uns damit Zeit, Geld und Lebensart nimmt.
Dadurch, das ich all das (und viel mehr) ganz vermeide, bleibt die Möglichkeit, sich auf die WIRKLICH guten und wichtigen Dinge zu konzentrieren: selbstgerösteter, selbstgemahlener aufgebrühter Mokka, Holz hacken und verheizen, Messerrasur, Bärlauchsammeln, Orchideenzüchten, Oldtimer restaurieren, Pilzesuchen mit Freunden, sushi machen, Fahrzeuge warten und reparieren, ständig neue Fertigkeiten und Dinge erlernen, aneignen, anlesen, heraussuchen.
Das kann zur Sucht werden. Es ist eine echte Herausforderung, immer an den Heuschrecken vorbei sein Leben zu gestalten (ich bin NICHT bei ATTAC). Ich geniesse jeden neuen Erfolg und werde immer mehr angespornt, es noch zu verbessern.
Am liebsten wuerde ich mir noch einen eigenen Brunnen graben, eine Biogasanlage und Windmühle in den Garten stellen, eine große Brennstoffzelle im Keller um endgültig weitgehend autark zu werden ;-)
Langer Rede, kurzer Sinn: Es geht durchaus, die Kleinen zu unterstützen, für sich selbst immer eine Nische zu finden, alles zu einem FAIREN (nicht billigen) Preis zu bekommen, wo beide Seiten mit allem zufrieden sind.
Es kostet letztlich weniger, weil viel unnützes Zeug wegfällt und vieles gutes viel günstiger ist, als man denkt.
Das Leben ist dadurch erheblich angenehmer geworden. Ich freue mich, wenn mein Biobauer mir mein Gemüse liefert und ich ihm einen fairen Preis bezahle, OHNE das 10 Transportunternehmen, Chemiehersteller, Zwischenhändler usw. dazwischen kassieren und ohne das jede Tomate aus Spanien auf Kosten horrender Ressourcenvergeudung hierhergekarrt wird.
Trinkwasser aus dem Hahn ist besser als das aus den Flaschen im Supermarkt. Trotzdem saeuft alle Welt dieses eklige künstlich behandelte Zeug aus den Plastikflaschen, erzeugt unglaubliche Müllberge und Transportkosten, verbrät Energie und Ressourcen ohne Ende.
Und warum das alles: Es ist nicht mal unbeding "Geiz ist Geil", denn dieses Wasser (als Beispiel) kostet ungefähr 300 (DREIHUNDERT) mal soviel wie Leitungswasser.
Es ist in erster Linie Dummheit, Unwissen, Veranwortungslosigkeit und Faulheit der Menschen (nicht der Konzerne) die die Welt versauen.
Also hängt ALLES an uns, nicht an denen, die uns den Mist verkaufen, sondern denen, die es kaufen und damit den Bedarf erzeugen, weil sie sich belügen lassen statt sich selbst schlau zu machen.
Uff. Manchmal überkommt es mich einfach... ;-) Nichts für ungut. Ich will hier keinem vorschreiben, wie er sein Leben zu gestalten hat und alles was hier steht tue nur ich (und meine Partnerin) für uns selbst und erst in zweiter Linie, weil es auch gut für den Rest der Welt sein dürfte.
Ich mache das aus Spass, nicht weil ich meine es zu müssen.
Jeder soll Leben wie er es für richtig hält, aber sich dann auch nicht selbst und anderen in die Tasche lügen, ausreden herbeifantasieren usw.
Man sollte immer zu dem stehen was man tut, auch wenn andere es fuer anders sehen. allerdings nur solange, wie man anderen nicht schadet. ;-)
Also: Boykottiert einfach 1001 bei Aldi und Konsorten. So einfach ist das... Diese Nachricht wurde am 23.05.2007 um 11:12 Uhr von UbuRoy editiert. |