Diskussionsnachricht 000015
31.05.2007, 16:07 Uhr
Herr Grau
registriertes Mitglied
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Ok, ich glaub ich weiß, was ihr mit "nur geätzt" meint.
Wir haben einen dunkel zeichnenden Monostahl, in diesen wird einfach ein Muster eingeätzt, damit es wie Damast aussieht? (richtig?)
Den selben Effekt hat Lasern: Ein nettes Muster auf der Klinge.
Das Problem mit dem Ätzen ist halt, dass man sowohl (europäischen) Damast als auch Wootz erst ätzen muss, damit die Muster im Stahl sichtbar werden. Hier ist zum Beispiel eine Wootzklinge von einem Folder, die noch nicht geätzt wurde:
freenet-homepage.de/herrgrau/anderes/Messer4.jpg
(hab ich frech aus dem messerforum.net geklaut)
Will man also die schönen Muster auf Damast- oder Wootzklingen bekommen, so müssen sie auch geätzt werden.
Kommt jetzt ein Fälscher daher, so kann er mit geschicktem Ätzen echten Damast vorgaukeln (wobei man eigentlich nur europäischen Damast simulieren kann. Wootz zeichnet so wild und unterschiedlich, dass man die verschiedenen Farben und Muster keineswegs simulieren kann).
Damit keine Verwechslungen passieren, möchte ich einmal kurz noch mal das Thema „mehrlagige Stähle“ aufgreifen:
Ein gefalteter Stahl aus mehreren verschiedenen Ausgangsstählen _ist_ ja schon das, was wir heute Damast nennen (die Unterscheidung ist heute wirklich Damast <-> Wootz). Einfach zu machen ist das allerdings nicht gerade, wie bereits gesagt. Das ist, was beschrieben wurde, mit Walzen, Pressen oder Schmieden zu erreichen, je nach seinen Möglichkeiten. Dabei wird durch Tordieren, Stempeln und verschieden Falten ein interessantes Muster in den Stahl gearbeitet.
Das Falten von gleichartigem Stahl ist in erster Instanz erst mal sinnlos. Wenn der Stahl industriell hergestellt wurde, kann man davon ausgehen, dass er völlig homogen ist; Falten würde nur zu Kohlenstoffverlust im Stahl führen (wegen der vielen notwendigen Schmiedehitzen). Eine Ausnahme macht das japanische Tamahagane:
Hier wird gleichartiger Stahl gefaltet, um eine homogene Stahlstruktur zu erzeugen.
(Damit ist es eigentlich die genaue Umkehrung des europäischen Damasts...)
Notwenig war das, weil die japanischen Schmiede früher ihren Stahl aus Eisensand in so genannten „Rennöfen“ erschmolzen haben. Dabei kam eine recht inhomogene „Luppe“ heraus.
Was nun passierte, kommt auf die Schule des Schmiedes an. Auf jeden Fall wurden Teile der Luppe immer wieder verschweißt und gefaltet, bis ein homogener Stahl entstand, wobei der Schmied kohlenstoffreichen und kohlenstoffarmen Stahl durch Separation der Luppe, Schmieden mit sehr viel Hitze und Einbringung verschiedener Stahlbarren in den Schweißprozess erzeugen konnte. Wie diese verschiedenen Stähle oder der eine Stahl dann zusammengesetzt wurden, kann man gut bei Wikipedia nachlesen.
( de.wikipedia.org/wiki/Katana )
Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht mehr so gut aus. Fakt ist aber, dass mit dem heutigen Hitachistahl, der ebenfalls aus Eisensand erschmolzen wird, das Prinzip des Tamahagane-Schmiedens nicht mehr wirklich von Nöten ist. Es ist eine Reputation für den Schmied, aber für die Qualität des Schwertes nicht mehr ausschlaggebend, wenn auch der echte Katanaliebhaber nichts Anderes akzeptiert.
Nun noch ein Wort zum meinem Geschreibsel hier:
Es sind sehr sehr viele Informationen auf sehr wenig Raum und ich muss zwangsweise an allen Ecken auch sparen, weil es sonst einfach den Rahmen sprengen würde. Ein gewisses Ausschweifen und schnelle Themensprünge bleiben trotzdem oder gerade deswegen nicht aus. Wenn etwas nicht verständlich ist oder ihr zu etwas mehr Informationen wünscht, fragt einfach nach, dann konzentriere ich mich darauf mehr. Meine Motivation ist ein ganz einfacher Hilfsaspekt. Wer es lesen will, der soll es tun, wer nicht, der eben nicht. Ich freue mich aber über jeden, der bei mir etwas lesen kann, was er noch nicht wusste.
-- Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Diese Nachricht wurde am 31.05.2007 um 16:11 Uhr von Herr Grau editiert. |