Diskussionsnachricht 000021
21.07.2007, 14:23 Uhr
~Senser
Gast
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Das Polieren
Eins der schönsten und hauptsächlichsten Verschönerungsmittel des Holzes ist die Politur. Sie verleiht den Gegenständen nicht allein einen hohen, dauerhaften, spiegelnden Glanz, sondern sie besitzt auch noch eine vor gewissen äußeren Einwirkungen schützende Eigenschaft. Sie gehört daher auch zugleich zu den Konservierubgsmitteln des Holzes. Die Arbeit, welche die Holzfläche mit diesem dünnen, fest zusammenhängenden, spiegelblanken Überzug versieht, bezeichnen wir mit dem Ausdrucke polieren.
Das Polieren ist eines jener Verfahren, die praktisch erlernt werden müssen; mit Theorien ist hier wenig auszurichten, so einfach die Arbeit an sich auch scheint. Wenn irgendwo, so nützen gerade hier am allerwenigsten irgendwelche gelehrten Abhandlungen. Man kann sorgfältig erklären,"so uns so muß es gemacht werden", um dann zu erleben, daß es gar nichts genützt hat und der Lernbegierige einen "glänzenden" Misserfolg erzielt hat.
[Den letzten Absatz bitte auswendig lernen, vorwärts und rückwärts.Senser]
Es kann daher nicht Aufgabe dieses Buches sein, jemandem das Polieren lehren zu wollen. Nützliche Winke dem weniger Eingeweihten zu geben, darauf müssen wir uns deshalb hier beschränken.
Es sind in neuerer Zeit mancherlei "Polierverfahren" aufgetaucht, aber die meisten sind ebenso rasch wieder verschwunden oder Sie haben einen negativen Erfolg aufzuweisen. Wir sind daher immer noch auf die alte erprobte Poliermethode angewiesen, die sich immer noch als die beste erwiesen hat.
Um wirklich gute Erfolge beim Polieren zu erzielen, müssen mannigfache Verhältnisse zusammenwirken. Vor allen Dingen ist notwendige Voraussetzung: ein staubfreier, warmer Polierraum, beste Materialien, Fachkenntnis, Luft und Geschicklichkeit! Daß nur trockenes Holz verwendet werden soll und daß die zu polierenden Flächen auch gut geschliffen werden müssen, wurde oben bereits auseinandergesetzt. Ist allen Anforderungen Rechnung getragen, die geschliffene Fläche gut ausgetrocknet und wenn es nötig war, auch vorher gebeizt oder gefärbt worden, so kann man an das Polieren gehen. Das Verfahren ist folgendes: Auf einen reinen wollenen Lappen (Teil eines gebrauchten aber reinen Strumpfes) gibt man soviel starke Politur (Schellack und Spiritus), daß der Lappen ordentlich naß ist; um diesen wollenen Lappen legt man nun einen leinenen (grobe viel getragene, sonst aber reine Leinwand) und formt das Ganze zu einem Ballen, dem Polierballen, dessen obere Zipfel von der rechten Hand festgehalten werden. Der Ballen darf weder zu fest noch zu locker sein. Ist er zu fest, so preßt sich die Politur heraus, ist er zu locker, so ist ein glattes dahingleiten über die Fläche unmöglich. Der Ballen wird nun in allen möglichen runden Bewegungen über die Fläche geführt, auf die man vorher Bimssteinpulver gebeutelt hatte, so daß alle Stellen gleichmäßig bearbeitet werden. Man vergesse die Enden nicht, die Mitte der Fläche wird oft genug berührt.
Durch nasses Polieren mit Bimsstein "schmiert" im Anfang die Politur; man lasse sich aber nicht irre machen; um so leichter wird man die offenen Poren sättigen, d.h. zubekommen. Nur müssen dabei die sich etwa auf der Fläche bildenden Knollen (Nester)mit der linken Hand immer verrieben werden. Ist nun der erste Lappen fast trocken, so gieße man auf den nächsten [Es ist ein und derselbe Lappen] nur Spiritus und poliere unter Anwendung von Bimsstein wie vorher. So auch die nächsten Lappen bis die Poren vollständig zu sind. Der erste Lappen mit starker Politur hatte die Aufgabe, das Aufziehen der Poren zu möglichst zu verhindern; dieses Aufziehen erfolgt, wenn man beim ersten Ballen gleich mit Spiritus beginnt. Sind die Poren vollständig geschlossen, so kann man jetzt mit mit verdünnter, aber nicht zu schwacher Politur arbeiten, jedoch ohne Bimsstein. Jeder neue Aufguß, von Politur (der jetzt jedoch nicht mehr so naß sein, sondern nur mäßig befeuchtet werden darf,) auf den Lappen erfolge jetzt erst dann, wenn er trocken ist, d.h. bis der innere (wollene) und der äußere (leinene) aneinander kleben. Einige Lappen genügen, und das Grundpolieren ist beendet. Je besser der Scheifgrund war, je schneller und besser wird auch das Grundpolieren von statten gehen. Die Politur muß tüchtig verarbeitet werden, wenn man "Fläche" hineinbringen will, wie sich der Tischler ausdrückt. Das Grundpolieren ist überhaupt keine leicht Arbeit, sondern im Gegenteil eine recht saure. Es ist Wahrheit darin, wenn es heißt: "Man soll polieren bis man schwitzt", selbst im Winter. Denn woran liegt es wohl, daß manche polierte Fläche dem Aussehen einer bewegten Wasseroberfläche nicht unähnlich ist? Doch meistens nur daran, daß beim Grundpolieren die Poren sich nicht richtig schlossen, sowie die Politur nicht richtig verarbeitet wurde! Es kommt auch gar nicht auf die Quantität von Politur an, die beim Polieren verwendet wurde, denn man kann mit einer geringen Quantität von Politur, wenn diese richtig verarbeitet wird, einen viel höheren, dauerhafteren Glanz erzielen, als mit einer größeren Menge von Politur, die ungenügend verarbeitet wird.
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Gruß Senser Diese Nachricht wurde am 21.07.2007 um 14:31 Uhr von Senser editiert. |