Diskussionsnachricht 000000
15.08.2007, 12:56 Uhr
Drei
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Im weißen Labormantel, die Uhrmacherlupe vor dem rechten Auge, öffnet Gulii den Probenbehälter. Der edle Stoff, eine eingedickte, elfenbeinfarbene Flüssigkeit, scheint ein Vermögen wert zu sein. Unter größten Schwierigkeiten ist er an eine Charge herangekommen. Mit kurzen, präzisen Klacken schnappt die Originalflasche auf. In seinem privaten Rasurlabor herrscht eine Sauberkeit, die den Reinraumbedingungen von GPC-Biotech zur Ehre reichen würden.
Ursprünglich stammt das Objekt der Begierde hunderter Rasurfanatiker aus der Hand eines amerikanischen GIA-Agenten, dem er, Gulii, heikle Informationen über Igor weitergegeben hatte. Der russische Klingenbaron steht schon seit langem auf der Überwachungsliste der GIA, der Gillison Intelligence Agency, die Gillisons Weltmonopol auf Rasierartikel eisern zu verteidigen sucht. Zur Belohnung führte letztlich die Information, dass Igor über dunkle Kanäle an die technische Beschreibung des ersten Doppelklingensystems gekommen sei und diese an Peking weitergeleitet hätte.
Mr. Shaver war durch den Ermittlungsdurchbruch und die zu erwartende Beförderung so glücklich, das er Gulii diese Flasche aus seinem privaten Fundus überreichte.
Ohne zu zittern taucht die Pipette in die zähe Milch und saugt exakt 7,5 ml auf, die dann in den bereitgestellten Probenbehälter tropfen. Der Duft ist es, so genial komponiert, der dem leicht kühlenden ASB seinen Wert gibt. Anherb After Shave Conditioner heißt der Zaubersaft mit der phänomenalen Wirkung. Shaver berichtete, dass er bereits Geständnisse erzwungen habe, allein durch das Vorenthalten dieses ASB! Und dabei sei passive Folter gar nicht nach Art des Hauses. Üblich seien DS-Abreibungen, die trockene Rasur mit stumpfer Klinge oder die Rasur mit dem Hornhauthobel, um nur die harmlosen Fälle zu nennen.
Gulii sichert den verschraubten Deckel des Probenbehälters zusätzlich mit geruchsneutralem Klebeband, bevor er ihn vorsichtig ins Wattebett des Kartons legt.
Auch Gulii hätte gefoltert werden sollen. Die GIA war nicht zimperlich und Shaver einer ihrer brutalsten Erfüllungsgehilfen. Der Agent mit dem Beinamen "Shaver-Schwein" drohte ihm damit, vor seinen Augen den geliebten Bock-Pinsel zu enthaaren. Die angespannte Situation brachte Guliis Gehirn auf Hochtouren. Noch vor dem ersten ausgerissenen Dachshaar hatte er eine Geschichte parat, die er stockend, innerlich jeden Satz auf Plausibilität prüfend berichtete und Igor damit in die Bredouille brachte.
Zwei Stunden und viele Schweißtropfen des vermeintlich Geständigen später grunzte Shaver-Schwein zufrieden. Da der Agent, selbst Trockenrasierer, des russischen nicht mächtig ist, wird er erst später merken, dass Gulii die elektronische Adresse der Bedienungsanleitung eines zweischneidigen Gemüsehobels genannt hatte. Diese Nachricht wurde am 15.08.2007 um 12:56 Uhr von Drei editiert. |