Diskussionsnachricht 000028
16.09.2009, 22:51 Uhr
Kupferdraht
registriertes Mitglied
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Sodala!
Es ist zwar nun doch schon eine Weile her, seit der letzte hier was schrieb, aber ich möchte doch meine Erfahrung der letzten eineinhalb Jahre und die Lösung zu "meinem" Problem weitergeben. Sie ist im Prinzip recht simpel.
Ursprünglich war ich ja der Ansicht, daß ich einfach einen sehr widerborstigen Bart hätte. Zum Teil stimmt das auch, aber das ist nicht die Hauptursache für die schlechten Rasurergebnisse.
Die Grundproblem war schlicht und einfach das Messer. Ich dachte es wäre scharf. Doch das stimmte nicht, denn es war z u scharf. Ich will gar nicht mehr wissen, wieviele Stunden, Tage ich beim Schleifen vergeudet habe... 1000er, 3000er, BBB, Kieselerde, Chromoxid, Leder, Rasurrrrrrrr, da capo usw.
Der Haartest war nie das Problem, nur die Rasur. Darüber kann man ja hier einiges lesen. Aber warum?
Da mußte man ja annehmen, daß der Bart bzw. die Einweichtechnik/"Einweichchemie" der Grund sind. Doch in dieser Richtung kam ich auch nicht weit. Man kommt nur auf so blöde Ideen, wie Caramba oder andere Kriechöle, Salzlake, Natronlauge.... sich ins Gesicht zu schmieren.
Das kann´s ja wohl nicht sein.
Beim Chromoxidriemen hatte ich zwar schon immer einen schleichenden Verdacht, aber was konnte man da schon falsch machen? Das Pigment war das richtige und ich hatte sämtliche "Riemendurchhänge-Maße" ausprobiert. Mit Druck und ohne.
Was nur auffiel war, daß die Oxidschicht sehr glatt und glänzend war. War die Körnung so fein oder waren die Poren zugeschmiert, sodaß sie die selbe Wirkung wie blankes Glas hatten???
Zur Erklärung: Ich hatte die (rauhe) Rückseite meines Juchtenlederriemens schön dick mit Chromoxidfarbe eingepinselt.
Schließlich dachte ich mir, daß das vielleicht die Ursache für das Gerupfe war. Im Grunde genommen brauche ich doch nur eine feine Verteilung von Chromoxidpratikeln im Leder und keine komplette Schicht, die sich dann selbst verstopft!
Also raus an die Werkbank. Dort habe ich (bitte verzeiht meine Grobheit) mit Holzfeile und Stemmeisen die dicke Schicht Chromoxid bis aufs Leder abgefeilt und abgeschabt. Der Riemen sah nun aus wie grünfleckiges Wildleder. Also etwas rauher als die "reguläre" Rückseite eines Juchtenlederriemens.
Aber die Ergebnisse sprechen nun für sich: Angenehme, saubere Rasuren und zwar ohne übertriebene Bartvorbereitungen. Die Golddachs verwende ich nach wie vor. Sie tut ihren Dienst wohl doch.
Fazit: Durch die glatte, gummiartige Chromoxidschicht auf dem Riemen hatte ich wohl nie wirklich einen zweiten Schneidenwinkel erzeugen können. Das Messer war mit Sicherheit durchaus scharf, genauer gesagt zu scharf und instabil, da sich aufgrund der Geometrie der labilen Schneidkante die Schärfe nur sehr kurz gehalten oder sich der Grat umgebogen hat.
Dadurch daß die Chromixidpigmente nu viel feiner auf dem Leder verteilt sind, können sich keine Poren mehr verschließen, da gar keine vorhanden sind. Jetzt wirken Chromoxid und Leder zusammen in einem Arbeitsgang.
Natürlich wird nach diesem noch grünlich rein geledert.
Was auch noch eine große Rolle spielt, ist wohl ein Mißverständnis, was die Riemenspannung angeht. Ich habe bis jetzt immer gelesen daß der Riemen möglichst straff gespannt werden muß, damit die Schneide nicht ballig wird. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich auf der grünen Riemenseite nur soviel Spannung geben muß, daß der Riemen unter "Belastung" in der Mitte ca. 2 bis 3 cm durchgebogen wird. So erziele ich den zweiten Schneidenwinkel am besten. Die Kraft, die ich mit dem Messer ausübe, schätze ich auf 2 bis 3 N (200 bis 300 Gramm).
Beim Ledern gilt Ähnliches: ca. 5 mm Durchhang aber nur minimaler Druck auf den Riemen.
Ich hoffe, das das hier all denen hilft, die kurz vor dem Verzweifeln stehen. So weit war ich auch schon. Aber ich denke mir, wenn es die Südländer und Asiaten seit Jahrhunderten schaffen, trotz ihrer dicken schwarzen Haare, eine saubere Rasur hinzulegen, dann muß es doch auch für Mittel- und Nordeuropäer möglich sein, oder?
In diesem Sinne: Dont´t ever give up!!!!!!!!
-- Eine halbe Sache ist ein ganzer Unsinn. |