Diskussionsnachricht 000019
22.05.2006, 10:28 Uhr
kay
registriertes Mitglied
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Konitschiwa,
Ich habe diesen Thread mit großem Interesse gelesen und muss meinen Senf jetzt auch noch zu geben. Ich gebe zu dass ich kein Spezialist in diesen Sachen bin, aber ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen hochinteressanten Bericht über (die letzten?) traditionellen Waffenbauer verschiedener Kulturen gesehen(u.a.der letzte mongolische Bogenbauer).
In einem anderen Teil der Sendung ging es um einen Vater und seinem Sohn, die soweit ich weiß wohl welche der, bzw. die letzten auf Erden verbliebenen Menschen sind, die die hohe Kunst der Herstellung von Samuraischwertern sind.
Dabei ging hervor(soweit ich das richtig verstanden habe)dass durch die Verschmiedung(Faltung zweier Stähle, oft bis zu hunderten von Malen, bei Samu-schwertern ist diese Anzahl meines Erachtens sogar festgelegt)kein neues Element geschaffen, sondern durch die Einlagerung hauchdünner Schichten mit zwei unterschiedlichen Eigenschaften im Ganzen eine Veränderung verschiedener Parameter bewirken, die mit nur einem "Element" nicht zu verwirklichen sind.Diese Klingen besitzen bekanntlich trotz ihrer geringen Stärke das perfekte Gleichgewicht zwischen Flexibilität, Stabilität, Gewicht und Standzeit der Schärfe.Diese Waffen sind Perfekt ausgewogen, d.h. der Schwerpunkt liegt in einem bestimmten Bereich in unmittelbarer Nähe des Griffes, wenn nicht sogar im Griff. Zu dem werden die Schneiden gefaltet, was besonders flachen Körpern zusätzliche Stabilität bringt. Die enge Verbindung vieler Schichten kommt überall dort zur Verwendung, wo geringes Gewicht hohe Flexibilität und Stabilität erforderlich sind,z.B. bestehen mongolische Kurzbögen aus etlichen verbundenen Schichten verschiedener Hölzer, oder moderne Tragflächen oder Ruder werden aus etlichen Schichten von Kohlenstoffmatten geklebt.
Die vorteilhaften Eigenschaften auf traditionelle Weise hergestellter Japanischer Klingen stehen außer Frage. Die Japaner können zu recht stolz auf ein solches Kulturgut sein. Ich denke dass dieser Stolz dazu beigetragen hat die Kunst der Klingenherstelung auch auf andere Bereiche auszuweiten.Daher ist es natürlich fraglich ob die Eigenschaften einer derartig verarbeiteten Klinge nun notwendig sind um Kartoffeln zu schälen oder Brot zu schneiden. Der Ursprung jedoch liegt in der Waffenherstellung. Und wenn es um derartige Beanspruchungen geht, sind solche Klingen, meiner Meinung nach nun mal unschlagbar.
Und ein auf solche Weise hergestelltes Rasiermesser auf der Gesichtshaut käme einfach schon um der Vorstellung darüber wieviel Stunden Herzblut und uraltes von Mund zu Mund überliefertes Wissen sich in der Klinge ballen einem Orgasmus nahe.
Saionara |