Diskussionsnachricht 000022
03.04.2018, 17:41 Uhr
Elbe
registriertes Mitglied
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Da ich gefragt wurde, wie ich das anstelle, mit 2 Durchgängen perfekt rasiert zu sein: Die Antwort lautet ganz einfach Übung, Übung, Übung!
Ich würde einem Neuling keinen exotischen Hobel empfehlen: nichts Verstellbares, keine extrem aggressiven Geräte wie z.B. den R41, nichts extrem Leichtes wie einen Bakelithobel, nichts übermäßig teures und auch kein billiges China-Zeugs, sondern zig-tausendfach erprobte Hausmannskost: einen 89er Mühle oder Jagger, einen Merkurhobel oder einen Timor. Oder einen alten Gillette-Hobel.
Wichtiger als das Equipment ist die Technik! Welchen Hobel und welche Klinge man benutzt ist nachrangig. Ein guter Fotograf macht mit jeder Kamera interessante Fotos, ein Dilettant stümpert auch mit einer hochwertigen Kamera herum. Und bei einem guten Koch ist es auch egal, welche Töpfe, Pfannen und Messer er benutzt: Entscheidend für ein tolles Essen sind in erster Linie nicht die Gerätschaften, sondern das Können des Kochs (und natürlich gute Zutaten).
Grundlage ist zunächst ein vernünftiger Schaum. Egal welcher Pinsel, ob im Mug oder im Gesicht geschäumt und auch egal, ob Creme oder Seife: wichtig ist, nicht mit Creme oder Seife zu geizen! Und den Schaum nicht zu trocken anzurühren, kein Bauschaum, sondern an Joghurt erinnernde Konsistenz! Braucht auch ein bißchen Übung, bis das reproduzierbar paßt.
Und dann Losrasieren! Nur ganz leichten Druck, immer mit dem Strich beginnen. Nach dem ersten Durchgang sollte dann nichts Sichtbares mehr übrig sein, aber mit der Hand sind gegen den Strich noch Stoppeln spürbar. Neu einschäumen, gegen den Strich rasieren, dann ist alles weg. Klingt einfach, ist es auch. Wenn, ja wenn man die Technik beherrscht! Den richtigen Winkel im Schlaf findet, den richtigen, ganz geringen Druck aufbringt usw. Das ist es, was man üben muß! Ein Hin- und Hertauschen verschiedener Hobel bringt einen nicht weiter! Das verhindert nur, daß sich das Muskelgedächtnis ausbildet.
Und da gefragt wurde, was ich benutze: Seit etwa fünf Jahren ausschließlich den Timor-Hobel mit geschlossener Schaumkante, dazu immer Gillette Nacet-Klingen, handelsübliche Rasiercreme wie Kappus Adventure, Speick oder Trumpers oder Seifen wie Tabac und Valobra. Keine bei Vollmond nach einem alten Indianerrezept mit Büffeltalg erstellte „Artisan“-Seife einer Indianersquaw aus North Dakota und ähnlicher Blödsinn, der in Rasurforen hochgelobt wird. Und auch keinen Rasierpinsel mit mandschurischem Einhornhaar, sondern einen stinknormalen Mühle STF oder Plisson-Synthetik.
Hat aber etliche Jahre und viele, viele Käufe gedauert, bis mir die Erkenntnis gekommen ist, daß das völlig ausreicht und daß das Gras auf der anderen Seite des Zauns nur scheinbar grüner ist. |