Diskussionsnachricht 000228
05.05.2006, 07:16 Uhr
erik kormann
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Die Eroberung der Welt war ja eigentlich eine Sache des Abendlandes. Spanier, Portugiesen, Engländer, Holländer usw. machten sich auf, um die Welt zu entdecken. Unzählige Schriften geben Zeugnis von Eroberung und Entdeckungsdrang, doch was, wenn man die Sache andersrum betrachtet?
Mirza Abu Taleb Khan, ein Inder persischer Abstammung, hatte sich um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auf die Reise begeben und beschrieb nun seinerseits aus dem Blick des Morgenländers uns Europäer.
"Da wird uns von einem Orientalen der Spiegel vorgehalten."
"Der sechste Fehler der Engländer besteht darin, daß sie ihre Zeit mit dem Schlafen, Speisen und Ankleiden verschwenden. Denn neben den notwendigen Waschungen balbieren sie sich allmorgendlich und richten sich das Haar. Dann, dem Gebot der Mode gehorchend, legen sie 25 verschiedene Kleidungsstücke an. Und abgesehen von der Rasur wird dies alles vor dem Abendessen wiederholt, und alle Kleidungsstücke werden zur Nacht abgelegt, so daß nicht weniger denn zwei Stunden dafür aufgewendet werden. Eine Stunde ist dem Frühstück vorbehalten, drei Stunden dem Abendessen, und die drei drauffolgenden Stunden sind dem Tee und der Gesellschaft der Damen gewidmet. Neun Stunden gehören der Nachtruhe, also verbleiben von vierundzwanzig just sechs Stunden für Besuche und Geschäfte. Wird ihnen die Zeitvergeudung vorgehalten, sagen sie: "Was soll man tun?" Also bescheide ich ihnen: Sparet an Eurer Gewandung, traget einfache Kleider; lasset Euch Bärte wachsen und verwendet weniger Zeit auf das Speisen, Trinken und Schlafen."
Mirza Abu Taleb, "Reisen in Asien, Afrika und Europa", Hg. Manfred Rudolph, VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig, 1987, S. 136 Diese Nachricht wurde am 05.05.2006 um 07:17 Uhr von erik kormann editiert. |