Diskussionsnachricht 000029
23.10.2014, 13:39 Uhr
noir
registriertes Mitglied
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Ich würde gerne auf die von Dir GDAR genannten Vor- und Nachteile einer Keramik DE-Klinge etwas näher eingehen und klären, ob diese denn wirklich so ausschlaggebend sind.
GDAR schrieb:
Zitat: | Vorteile
- Bleibt deutlich länger scharf
- Hygienischer da keine Rostbildung (vollkommen korrosionsbeständig, keine theoretisch mögliche Blutvergiftung)
- Leichter zu reinigen
- Keine Allergie möglich
- Braucht keine bedenkliche Beschichtung der Metallklinge (Teflon/Titan etc.)
- Umweltverträglicher dank Minderverbrauch (Stahl muss ja auch erst geschmolzen und abgebaut werden)
- Mehr Komfort durch weniger Klingenwechsel
- Recycling einfacher (nur ein Material, da keine Beschichtung möglich)
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Zu:
1. Vorausgesetzt, dass sie überhaupt auf eine akzeptable Schärfe gebracht werden. Denn Keramikschneiden haben eine so hohe Lebensdauer, dass der Hersteller sie entweder zu einem irrsinnig hohen Preis verkaufen muss oder er mindert die Qualität der Klingen, so dass sie eben nicht ewig und drei Tage halten. Bei letzterem sollte man sich überlegen, ob ein solches Produkt wirklich besser ist, als die klassische Stahlklinge, deren Schneiden bereits mit Platin, Keramik usw. beschichtet werden. Übrigens trifft das auch auf Küchenkeramikmesser zu, diese sind überhaupt nicht schärfer, als Stahlmesser und wenn doch, dann liegt das Stahlmesser unter seinem Schärfemaximum.
2. Die Rostbildung ist so eine Sache. Ich denke niemand hat bisher eine Blutvergiftung bei normaler Nutzung von DE-Klingen in einem Sicherheitsrasierer bekommen. Abgesehen davon impliziert diese Aussage, dass alle Stahl DE-Klingen rosten würden. Das ist aber nicht der Fall.
3. Warum muss man eine DE-Klinge reinigen? Ich reinige meinen Rasierhobel, aber nicht die Klinge. Diese wird benutzt, bis sie die Schärfe meinen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird und dann weggeworfen.
4. Von welchen Allergien sprichst Du genau? Schließlich sind die meisten Rasierhobel auch aus Metall. Mir würde höchstens eine Nickelallergie einfallen, die Nickelkonzentration in gebräuchlichen DE-Klingen sollte in meinen Augen nur bei einem ganz geringen Teil der Bevölkerung Probleme verursachen. Ist also für die breite Masse völlig belanglos.
5. Inwiefern ist denn z.B. Titan bedenklich? Das verstehe ich jetzt absolut gar nicht. Bspw. werden Knieimplantate extra mit Titan beschichtet, damit eine Biokompatibilität für z.B. Nickelallergiker gegeben ist. Letztlich habe ich sowieso noch nie davon gehört, dass auf hermömmlichen Klingen bedenkliche Beschichtungen aufgetragen werden. Hast Du Quellen dazu?
6. Ich denke das Recycling von Metall ist an sich eine Runde Sache, aber sicherlich gibt es dort Verbesserungsbedarf. Problematisch ist nur der Endverbraucher, wenn dieser sich nämlich nicht an Metallentsorgung usw. hält, sondern seinen Müll einfach unbeobachtet der Natur zuführt. Viel interessanter ist aber der von Dir angesprochene Minderverbrauch. Wenn weniger verbraucht wird, dann werden die Preise logischerweise steigen und wenn ich mich z.B. hier umsehe und lese, wie viel Rasuren manche Kollegen aus einer DE-Klinge rausholen, dann werden die wohl für ihr gesamtes Leben nur 2 Keramikklingen brauchen
7. Das ist ein sehr subjektiver Punkt. Mir persönlich macht der Klingenwechsel gar nichts aus.
8. Es gibt hervorragende Verahren um Metalle und Nichtmetalle voneinander zu trennen. Dazu kommt, dass die DE-Klingen hier wohl irgendwo im Bereich von 0,0x% des gesamt Spektrums angesiedelt werden können. Maschinenstahl und insbesondere Elektroschrott, der z.B. sogar seltene Erden enthält machen hier das Rennen, wenn es um aufwendige Trennungsverfahren geht.
Zitat: | Nachteile
-Mögliche Inkompatibilität zu verwendeten Hobeln (Bruchgefahr der Klinge) und die Bruchgefahr beim Sturz.
-Der Hobel müsste neu konstruiert werden. Vor allem weil Keramiklingen etwas dicker sein müssten. Aber auch bei der Spannung muss der Druck viel besser verteilt werden
- Evtl. ist auch der Kaufpreis am Anfang etwas höher.
Könnte vermutlich auch an der Stahl-Lobby liegen und an der Profitgier der Klingenhersteller. Alt bewährtes muss auch manchmal abgelöst werden, durch besseres.
Mit dem billigen Keramikmesser kann man Tomaten z.B. viel länger exakt schneiden. Die Metallkingen werden schnell stumpf, oder müssen nachgeschliffen werden.
In Anbetracht der deutlichen Vorteile, die sich in der Praxis bewiesen sind, erscheint mir Metall am Gesicht als veraltet.
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Zu
1. Wenn ich mir jetzt also eine vermutlich irrsinnig überteuerte Keramik DE-Klinge gekauft habe, dann kann ich sie womöglich noch nicht mal in meinem Hobel benutzen? Also, eigentlich reicht ja schon dieser Nachteil, um das ganze bereits im Keim zu ersticken.
2. Wer soll denn Deiner Meinung nach, bei der "Flut" an Hobelherstellern einen neuen, extra für Keramikklingen geeigneten Rasierhobel konstruieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Rasierhobel jemals ein Comeback feiern wird und die Systemrasierer vom Markt verdrängen wird. Insofern wird der Hobel immer ein Nischenprodukt, ein Luxusgut o.ä. bleiben und von nur wenigen Herstellern produziert werden. Letztlich sind die Hobel in den Regionen, wo sich die Bevölkerung noch überwiegend mit solchen Geräten rasiert vorwiegend aus billigstem Aluminium oder Plastik konstruiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da viel Wert auf Keramikklingen gesetzt wird.
3. Der Kaufpreis ist nicht nur etwas höher, der wäre mit dem normalen Menschenverstand gar nicht logisch zu begreifen. Wie soll denn z.B. Feintechnik eine Keramikklinge produzieren? Einfach vorne statt Metall Keramik reinkippen, die Dicken Paramater umstellen und dann läuft das? Das gesamte Herstellungsverfahren müsste umgestellt werden, neue Produktionslinien müssen konstruiert bzw. falls vorhanden gekauft werden, neue Prüfprotokolle müssten eingeführt werden, das QM müsste ebenfalls umgestellt werden. Das sind Kosten, die jeglichen normalen Rahmen sprengen würden und diese würden einfach auf den Verkaufspreis umgelegt werden, so dass gar keine Rede von einem "etwas" höheren Preis sein kann.
Eine Keramik DE-Klinge macht so einfach keinen Sinn. Für industirelle Anwendungen gibt es Keramikklingen, die allerdings von nur ganz wenigen Herstellern in noch überschaubarer Variantenvielfalt angeboten werden. Diese Hersteller haben unter Garantie kein Interesse am Rasiermarkt, da eine scharfe Industireklinge noch lange nicht den Rasieransprüchen gerecht wird. Keramik als Klingenwerkstoff ist einfach nicht das Wundermittel, wie Du es hier postulierst.
-- Löppt! Diese Nachricht wurde am 23.10.2014 um 13:52 Uhr von noir editiert. |