Diskussionsnachricht 000104
23.10.2015, 19:20 Uhr
~KeinBart
Gast
|
Nach den vielen enthusiastischen bzw. schon euphorischen Berichten über den L'Occitane Plisson war ich gestern doch auch glatt mal im L'Occitane-Shop meines Vertrauens. Und tatsächlich, zwei Pinsel standen im Regal und warteten auf zahlungskräftige Kundschaft, die sich bereit finden möge, für die Summe von 31 € die Gesellschaft und Dienste eines synthetischen Schaumschlägers zu erkaufen.
Groß ist er ja nicht, von der Buchenholzmaserung sieht man durch die doch arg dunkle Beize auch nicht viel und die künstlichen Haare konnten sich wohl auch nicht so recht entscheiden, ob sie eine Schweineborste oder einen Silberspitzendachs imitieren wollten und haben sich daher wohl dazu entschlossen, etwas völlig undefinierbares zu werden.
Immerhin wird er in einer hübschen Pappschachtel und mit einem Pinselständer geliefert, für den man sonst im Online-Handel mindestens noch einmal 2 oder sogar 3 € bezahlen muss.
Die Verarbeitung ist gut, aber ganz ehrlich: für 6 oder 7 € mehr gibt's bei Mühle deutlich mehr Wertigkeit.
Aber der Plisson wird ja in erster Linie wegen seiner Flauschigkeit und seines beinahe legendären Image eines unwiderstehlichen Schaumschlägers gerühmt.
Und was soll ich sagen! "It's so fluffy I'm gonna die!" Und das ist noch untertrieben. "It's so fluffyyy!!!" Also so etwas von flauschig, weich und butterzart zur Haut habe ich noch nie erlebt.
Doch Flauschigkeit hin oder her, ich wollte mir mit dem Plisson ja nicht meine Visage abstauben, sondern Rasierseife aufschäumen. Cremes zu Schaum, das kann ja jeder Pinsel. Mit mittelharten bis harten Seifen tun sich weiche Pinsel dagegen deutlich schwerer als mit Cremes. Und Rückgrad hat der Plisson wirklich nicht viel, aber das ist ohnehin zu einem Charakteristikum unserer Zeit geworden...
Also habe ich den Plisson erst einmal in heißem Wasser (ca. 50° C) gründlich ausgewaschen und bin danach mit dem feuchten Pinsel meinem leicht angefeuchteten Tabac-Stick an die Seife gegangen. Und das Ergebnis war tatsächlich wie befürchtet und auch von meinem Isana-Synthetik bekannt: der Pinsel müht sich, molekülweise etwas Seife vom Stick abzutragen, aber eigentlich sieht man schon gleich: das wird nix.
In der Zeit, in der ich mit dem Isana genug Arko-RS "auflade", um daraus einen perfekten Rasierschaum für 4 bis 5 Durchgänge zu bereiten, bekam ich gerade mal soviel (oder eher: so wenig) Seife in meine kleine Schale, dass ich mit dem Isana daraus allerhöchstens Schaum für zwei Durchgänge hätte produzieren können.
Doch nun kam der große Moment des kleinen Schaumschlägers von Plisson. Binnen 15-20 Sekunden hatte ich aus dem kleinen bisschen schaumiger Seife in der Schale reichlich Schaum geschlagen. Eingedenk des Umstands, dass die Tabac-RS etwas mehr Wasser benötigt als die Arko, gab ich noch geschätzt einen halben TL Wasser dazu und ließ den Plisson noch mal 20 Sekunden kreisen. Danach hatte ich soviel Schaum, dass es auch für fünf Durchgänge gereicht hätte und der Schaum war dicht, fest, sehr schön feucht, von perfekter Konsistenz und sehr stabil.
Das Rasurerlebnis gab meiner Einschätzung recht, nur mit sehr viel Mühe vermochte ich ungefähr 80 % des zubereiteten Schaums in drei Durchgängen in meinem Gesicht zu verteilen, den Rest benutzte ich anschließend noch zum Händewaschen.
Fazit: Wenn der kleine Plisson auch mit hart(näckig)en Seifensticks wie dem Tabac fertig wird und aus einer winzigen Portion schaumiger Seife eine Riesenportion fantastischen Rasierschaum schlägt, dann kann ich meinen übrigen Pinseln nur zurufen: Nehmt's nicht persönlich, doch ab jetzt habt ihr einen neuen Chef - den kleinen Schaumkönig von Plisson! Diese Nachricht wurde am 23.10.2015 um 19:33 Uhr von KeinBart editiert. |