Diskussionsnachricht 000151
05.08.2007, 16:08 Uhr
erik kormann
registriertes Mitglied
|
Ich will mal versuchen, ob ich der Idee - vom gemeinschaftlich entwickelten Produkt - etwas entgegensetzen kann.
Vor vielen Jahren, noch vor dem Studium, arbeitete ich für eine große Tageszeitung in Berlin und wie das so üblich ist wird in Verlagen gründlich renoviert, wenn ein neuer Chefredakteur sein Amt antritt. Jedenfalls wurde alles umgekrempelt und sogar das gesamte Layout sollte überarbeitet werden. Kein Problem. Doch in diese Überarbeitung sollten möglichst viele Kundenwünsche einfließen und zu diesem Zweck wurden Befragungsbögen ausgeteilt. Nur was fragen? Also mußte herausgefunden werden was man fragt, dann wen man fragt und wie man die Kunden erreicht? Danach sollte alles ausgewertet und umgesetzt werden.
Der Kunde als Redakteur, Berichterstatter und Gestalter. Klasse Idee. Der eine wollte den Sport weiter vorn mit einem großen Foto, der andere lieber die Berliner Nachrichten mit vielen Fotos. Manche Menschen wollten mehr Text, andere wenig. Um es kurz zu machen. Man hätte das Ergebnis der Umfrage einfacher haben können, wenn man davon ausgegangen wäre, daß man niemals auf ungeteilte Freude trifft, wenn man etwas anbietet.
Ich werde nie wieder fragen, welcher Duft ankommt, welche Inhaltsstoffe der potentielle Kunde vielleicht noch akzeptiert und welche nicht.
Wenn man versucht jeden Kundenwunsch in die Tat umzusetzen wird man irre. Kräftigen Schaum? Gern, bei Rasierseifen notwendig. Doch ich hätte ihn lieber etwas sahniger, aber nicht wie Quark. Huch. Er ist aber feinporig luftig. Kauf ich nicht. Wie jetzt, Weizenkeimöl? Stinkt doch. Ist mir egal ob das gut ist. Kauf ich nicht. Lavendel? Brrrr. Ich will Vetiver. Oder noch besser! Komischer Lavendel. Ich hatte mal eine Seife, die wurde in Haitii von Eingeborenen mit dem Fuß gerührt - da war ein Lavendel dran, toll. Haben sie den? Sie vertragen keine Kakaobutter? Schade, na gut, dann nehmen wir sie nicht.
Was glaubt ihr, wie die Entwürfe von einigen Leuten aussahen, die sogar Gestaltungsvorschläge für die Zeitung einreichten. Totaler Mist.
Man muß es einfach so gut machen, wie man es kann.
Was soll eine Rasierseife schön können? Schaum, nicht erst nach 10 Minuten rühren, Bart einweichen, Gleitfähigkeit, Hautpflege, angenehmer Geruch.
Lauter Punkte, für die man nun wirklich keine Volksbefragung durchführen muß. Und dann gibt es für den einen oder anderen Punkte, wo er Abstriche macht, weil ein anderer Schwerpunkt gelegt wird. Barteinweichung nicht ganz so gut, dafür hautpflegend usw.
Bliebe noch die Preisfrage. Diese Nachricht wurde am 05.08.2007 um 18:57 Uhr von erik kormann editiert. |