Diskussionsnachricht 003172
15.02.2015, 12:58 Uhr
Katerchen
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Vor garnicht so langer Zeit kam mir diese schöne alte Dame ins Haus
i.ebayimg.com/t/Altes-J-A-Henckels-Rasiermesser-straight-...
Und als das Wochenende da war, dachte ich mir Carpe Diem! und ging ran an die Restauration dieser alten Solinger Dame, die mit ihren 8mm Rückenstärke und 1/4-Hohlung ein schönes Kampfgewicht in meine Hand brachte.
Breitentechnisch kam ich unten auf 19mm und ganz vorne auf 23mm, wie groß die Dame von Werk aus war überlasse ich jetzt anderen, vermutlich irgendwas zwischen 7/8 und 8/8? Oder eventuell sogar ein 8/8 mit sehr viel Verschleiß?
Was solls, fahren wir fort...
Ich machte mich also an die Entnietung, ein ziemlicher "no-brainer" wie sich herausstellte und schon ging's an die grobe Rostentfernung per 400er was gut klappte.
Danach gings weiter über 600er/800er/1000er/2000er/3000er und das ding strahlte regelrecht.
Natürlich blieben diese hartnäckigen "Schneifhexenspuren" selbst nach viel händischer Politur wie bei bisher all meinen "Zwillingen" bestehen, also dachte ich mir, das ist ein großes stabiles Messer, da kannst du mit an die große Polierscheibe meines Kombi-Bandschleifers/Schleifgerät und als Poliermittel kann eine Kieselerde/Ballistol-Mischung auf die Scheibe, das spritzt zwar im ersten Moment ein bisschen trägt aber sonst hervorragend ab.
Zu meinem Erstaunen klappte das ganze nicht so richtig, zu "soft" und nicht aggressiv genug um ernsthaften Abrieb zu erzeugen, zwischendurch natürlich mal ins Wasser gehalten.
Also dachte ich mir, zu blöd das du keine härtere Filzscheibe für das große Gerät hast, und ich klemmte geistesblitzartig den Dremel zwischen den Klemmstock samt eingesetzter Filzscheibe.
Und Junge was für ein Unterschied das war!
Im Kopf setzte ich schon die nächste Filzscheibe mit Chromoxidpaste ein um den endgültigen Spiegelglanz herbeizuführen und in vermutlich genau diesem Moment der Ablenkung machte es ganz kurz "plick" und ich dachte mir was war den das jetzt?
Und was sah ich da? Auf den vorderen 1,7cm war mir längs ein gut 5mm großes(höhe) Stück weggebrochen...
Der Franzose würde in solch eine Situation sicherlich einen kleinen Aufschrei abgeben, gefolgt von einen singend anmutenden "C'est une catastrophe!", aber nix da, ich stand davor und dachte mir nur:
"Sauber, durch dein streben nach Perfektionismus hast du der alten Dame die Vorderzähne ausgeschlagen! Bravo!"
Aber nix da, die alte Dame links liegen lassen und für Tod erklären ist nicht.
Dremel, GFK-Trennscheibe, Schüssel mit Eiswasser her und ab geht die Post.
Und schon bald dachte ich mir, verflucht das ist wohl der bestgehärtete Messerstahl seit langem, der Schwede war hart, wirklich sehr hart, dieses ist härter.
Nach guten 30min. des bangens ob Sie es den schaffen würde, war ein Kunststück geglückt! Und die vorderen 2cm sind ab.
Hier könnte es geendet haben, aber nix da und ich beschloss die schönen Kurven der alten Dame noch etwas schöner in Szene zu setzen, was mir auch wie ich finde hervorragend mit dem Hybrid aus Barber's Notch und einem spanischen Kopf gelungen ist, aber seht selbst.
i.imgur.com/9E6VhWb.jpg
Bevor Kommentare zum Messerheft kommen folgendes:
Das Heft hab ich schnell aus zwei kurzen Leisten gemacht um zu schauen ob ein stark verkürztes Heft Probleme mit der Ergonomie verursachen würde, wie esjemand anderes hier mit einem ebenfalls gekürzten Messer mal berichtet hatte (deligo vielleicht?).
Fazit: Fehlanzeige, das von 14,8cm auf 12cm gekürzte Heft bereitete keine Probleme mit der Rasur und liegt gut in (meiner) Hand.
Ausmaße (Aktuell): Heftlänge 12cm, Gesamtlänge von Heftspitze zu Messerangel exakt 14cm, Schneidfähige Facette: genau 6cm
Eigentlich sollte ein Hornheft dran, aber versuch mal deinen Horn-Dealer am späten Samstag Abend davon zu überzeugen noch ein Stündchen im Laden für dich zu sein^^
Die alten Bakelit-Hefte sind mir beim Versuch sie einzukürzen und weggebrochen.
Absolutes Scheißzeug das bei der geringsten Art von Reibung einen schrecklichen Geruch erzeugt und sofort zerbricht als ob es Glas wäre.
Am Montag gibt's dann vermutlich die Dame im Horngewandt zu sehen!
Sachen die ich gelernt habe:
1)Strebe nicht zu sehr nach Perfektion, und akzeptiere die Macken!
2)Gut ding will Weile haben, ich bleibe jetzt wieder genau wie allen meinen bisherigen Messern bei der Handpolitur, sicher ist sicher
3)Bakelit ist ein Scheißzeug was ausgerottet gehört!
4)Roher Stahl so grob auch die Körnung war, lässt sich deutlich schneller auf Hochglanz polieren wie korrodierter Stahl. (Messerkopf spiegelt total, die angelaufenen und verpitteten Flächen -> not so much)
P.S.!
Was benutzten die werten Herren damals zur Verkeilung eines Heftes?
Es lässt sich mit dem Fingernagel "ritzen" und wenn ich das kleine Ding ohne Mundschutz per Dremel trimme würde ich schon gerne wissen ob es sich dabei um Zinn oder Blei handelt
Schöne Grüße
-- Mühle SP Dachs 21mm Sedef Shavette&Parker 31R mit Wüsteneisenholzheften, "Portmonnaie-Shavette", Friodur RF; F.C Burgvogel mit York-Gum Schalen; G&Fürsthoff Butterf., Merkur 23C, W. Classic; Feather, ASP, Derby; Olivia Scuttle; Calani Havana C./Dubai, Valobra Menthol; Irgendwas findet sich immer (Armani Prive - Oud Royal) Diese Nachricht wurde am 15.02.2015 um 13:18 Uhr von Katerchen editiert. |