Diskussionsnachricht 000031
17.10.2013, 00:16 Uhr
The American
registriertes Mitglied
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@paokara: Danke für Deinen Beitrag.
paokara schrieb:
Zitat: | Da ich Grieche bin, bin ich sehr häufig in Griechenland und habe somit die Möglichkeit, ziemlich gute Olivenölseifen billig aufzutreiben. Seit geraumer Zeit wasche ich mit nur noch mit diesen Seifen oder mit dem Speick Duschgel, welches anscheinend auch ohne Chemie auskommt.
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Stimmt, von den hier im Forum oft genannten Marken hat beispielsweise Speick eine gute Produktpolitik (BDHI-Siegel) - die Mühle Organic Serie übrigens ebenfalls.
Zitat: | Wenn wir bei Duschgels pingelig auf die Inhaltsstoffe achten, müssten wir diese Diskussion nicht auch in andere Bereiche übertragen? After Shave Balms? Rasierseifen? Rasiercremes? After Shaves?
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Unbedingt. Der Thread-Titel ist dafür leider nicht optimal gewählt. Aber: Ja, ich finde, prinzipiell alles, mit dem wir bei der Körperpflege in Kontakt kommen, sollte es wert sein, mal genauer hinzuschauen.
Zitat: | Auf der anderen Seite bleibt halt noch die Frage offen, wie unverträglich eine vermeintliche Chemiebombe (sei es Gesichtscreme, Rasierseife, etc.) im Gegensatz zu einem natürlichen Produkt ist.
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Das ist eben ein weites Feld, für das man keine allgemeingültigen Aussagen treffen kann. Ich möchte auch keine ideologischen Diskussionen "Pro und Contra Chemie" eröffnen, die es schon zuhauf gibt und erfahrungsgemäß immer viel Konfliktpotenzial bieten. Der eine verträgt die härteste Mischung problemlos, der andere zeigt schon bei Lavendelöl aus organischem Anbau eine allergische Reaktion. Das ist aber genau genommen nicht das Thema.
Es geht mir in erster Linie um mehr Transparenz bei der Deklaration von bedenklichen Stoffen. Es geht um mehr Verantwortung bei der Industrie, um ein Mindestmaß an ethischem Verhalten, darum, nicht gegen sein Gewissen zu handeln – und vor allem um ein größeres Bewusstsein, eine bessere Information und mehr Mündigkeit beim Verbraucher. Jeder hat das Recht, sich mit riskanten Cocktails einzuschmieren, wenn er sich etwas davon verspricht, und das soll sich auch nicht ändern. Aber er muss es wissen, um sich dann bewusst dafür oder dagegen entscheiden zu können.
Es kann nicht angehen, dem Konsumenten klammheimlich etwas unterzuschieben, was er nicht kennt, nicht erwartet, nicht will, nicht verträgt und ihn dann beim Arzt mit dem Ratespiel alleine zu lassen, was sein Problem nun wirklich verursacht hat. Der Griff zu einem Produkt in Bio-Aufmachung hat einen Grund: Der Kunde will – aus welchen Gründen auch immer – ein natürliches, gesundheitlich unbedenkliches Produkt und keinen Wolf im Schafspelz. Der Kunde vertraut dem Hersteller sein Geld und seine Gesundheit an - und der Hersteller will nur sein Geld.
Das alles ist ja nicht wirklich neu. Es gab schon immer Scharlatane und Quacksalber, die dem "dummen Landvolk" vermeintliche Wundermittel für teures Geld verkauften und sich dann schleunigst aus dem Staub machten, weil man sie sonst am nächsten Baum aufgehängt hätte, wenn der Betrug aufflog. Und es gab die ehrlichen Handwerker, die ihre Arbeit mit Freude, Stolz und nach bestem Wissen und Gewissen machten, bei denen man das bekam, für was man bezahlte. Und wenn es heute im Informationszeitalter nicht möglich sein soll, diese Quacksalber bekannt zu machen und zu ächten, dann ist uns wirklich nicht mehr zu helfen.
Zitat: | Was soll ich sagen, der Balm zog nicht ein, verklebte meine Haut und mein ganzes Gesicht war ziemlich gereizt im Anschluss. Dasselbe mit der Feuchtigkeitscreme von Alverde und Weleda.
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Die Haut ist so unterschiedlich wie der Mensch, zu dem sie gehört - es gibt kein Patentrezept für ein erfolgreiches Kosmetik-Produkt, das für jeden gleich gut funktioniert. Mir ist ein Hersteller lieber, der seinen Grundsätzen treu bleibt und mit seinem Produkt vielleicht nicht alle Käufer zufrieden stellt, als jemand, der auf Teufel komm raus so lange daran herummanipuliert, bis alle Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen erst mal übertüncht sind, aber dafür in einigen Jahren oder Jahrzehnten richtig Probleme machen.
Das Haar fühlt sich trocken an? Wie sagt der Fliesenleger: "Silikon macht das schon". Die Konsistenz stimmt nicht? Rein mit den Weichmachern. Nicht lang genug haltbar? Wofür gibt's Antioxidantien. Wird schon schiefgehen.
Zitat: | Ich denke die Pauschalaussage "Chemie = schlecht" muss sicherlich noch einmal überdacht werden und kann nicht einfach so im Raum stehen gelassen werden. Nur weil ein Produkt "Chemie" enthält muss es nicht zwingend schlecht sein.
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Das habe ich auch nicht gesagt. Jedes Kosmetik-Produkt - auch Bio-Produkte – basieren auf chemischen Prinzipien. Die Natur, der Mensch ist Chemie. Klar, "Innovationen" hat es immer gegeben. Bevor man herausfand, dass Blei hochgiftig ist, hat man es in weiße Theaterschminke gepackt, bis den Schauspielern die Haut vom Gesicht faulte, oder sauren Wein damit schön süß gemacht und sich gewundert, dass die Zecher sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen konnten. Wir haben Asbest in unseren Häusern verarbeitet und Formaldehyd in unseren Möbeln, haben mit Quecksilber unsere Zähne gefüllt - und alles, weil's irgendwann mal so schön praktisch war. Heute sind wir glücklicherweise schlauer.
Sind wir das wirklich?
-- The American |