Diskussionsnachricht 000029
20.06.2014, 13:37 Uhr
harrykoeln
registriertes Mitglied
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Der Koraat Schiefer ist ein wirklich brauchbarer Stein, der eine ausgezeichnete Preis/Leistungs-Schwelle hat.
Ich wäre etwas vorsichtig mit der Empfehlung einer solchen rudimentären Vorgehensweise 1000er, Koraat-Schiefer, Fäddisch.
Das es machbar ist, da brauchen wir wohl nicht drüber reden, nur ob das in der Form für einen Anfänger die gewünschten Ergebnisse bringt, da bin ich mir nicht sicher.
Um einem nachlassenden Messer (nachlassend im Sinne von Schärfe und Sanftheit nachlassend, will sagen, Messer ist [oder ist schon fast] ballig) wieder Leben einzuhauchen, muss die Geometrie der Schneide gerichtet werden. (Scharten etc sind bei einem nachlassenden Messer, das "aufgefrischt" werden soll, meist nicht vorhanden und deshalb gehe ich an dieser Stelle auch nicht weiter auf sie ein.) Für uns heisst das, das die "rund" gewordenen Flanken der Facette wieder so begradigt werden, das sie "schnurstracks" in der Schneide enden. Dazu ist ein 1000er sicherlich die geeignete Waffe.
Die zentrale Frage, die sich ein Einsteiger an dieser Stelle stellt, ist genauso banal, wie auf der Hand liegend, wird aber gerne unter den Tisch gekehrt. Sie lautet: wie erkenne ich, wenn die Flanken begradigt sind und ich ganz vorne in der Schneide angekommen bin? Wieviele Schübe brauchts? Oder einfacher gefragt: wann bin ich mit dem 1000er fertig?
Und das ist schlicht die Crux!
Ein Anfänger, der nicht weiss, auf was er zu achten hat, arbeitet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu wenig oder zuviel auf dem 1000er. Beides NixGutt! Bei zuwenig arbeiten die Steine noch an der balligen Flanke statt an der Spitze, bei zuviel hat der Stein unnötig Material von Rücken und Schneide weggeraspelt. Auch blöd, weil wir so materialschonend wie möglich arbeiten wollen. Wie die meisten wissen, kann so ein 1000er ordentlich zur Sache gehen...
Ein exakter Treffer ist eher im Bereich des Zufalls angesiedelt. Spielt der Zufall ne Rolle, hab ich aber ganz persönlich ein Problem, von reproduzierbaren Ergebnissen zu sprechen. Doch genau die wollen wir haben...
Dem Zufall rück ich auf die Pelle, in dem ich hin und wieder einen Blick auf die Facette werfe. Doch worauf muss ich achten? Es muss eine feine, weiße, durchgängige und gleichmäßge Linie am Ende der Schneide zu erkennen sein. Dazu können eine Lupe, ein dicker Edding und ne kräftige Lampe sehr hilfreich sein.
Hab ich das Messer vorher durch ein Stück Holz oder Horn gezogen, dann kann diese Linie nur durch unsere Schärfbemühungen kommen. Die Prüfung läuft dann wie folgt ab: Messer einmal durch Horn(Holz) ziehen --> Linie wieder weg, alles gut! Zwei Züge je Seite auf dem Stein --> Linie wieder da, noch viel besser. Nimmt das Messer dann auch noch die Haare vom Unterarm, sind wir auf dem 1000er fertig.
Sind wir uns nicht sicher, färbt ein Edding die Flanken ein und nach einem Zug (allerhöchstens zwei) auf dem Stein kannst Du unter der Lupe (20 fach wär schon klasse) sehen, ob der Edding wieder verschwunden ist. Ist er auf ganzer Breite vollständig wieder weg (oder nur noch minimal zu sehen), arbeitest Du ganz sauber an der Flanke!
Und jetzt zu meinem eingangs erwähnten Aber:
genau das ist der Zustand eines JEDEN Messers nach dem 1000er. Egal ob fabrikneu und nur gehext, restauriert oder nur aufgefrischt. Bei mir jedenfalls reihen sich da noch einige Steine in die Setup-Kette, bevor ich zum Finisher komme...
MaW: ich könnte das sicherlich mit zwei Steinen hin bekommen, aber gottlob muss ich es nicht...
-- Greetinx aus Köln
Harry
Erst wägen, dann wagen - erst denken, dann sagen! Diese Nachricht wurde am 20.06.2014 um 13:41 Uhr von harrykoeln editiert. |