Diskussionsnachricht 000027
25.01.2007, 09:40 Uhr
hein
registriertes Mitglied
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Ich möchte mal stellvertretend für alle schreiben, die Hard- und Software gern getrennt bewerten. Bei mir war es so: Ich rasiere mich seit jeher nass, d.h. ab ca. 1995, es ging los mit einem Gilette Sensor Excel (federnde Doppelklinge). Dabei blieb ich, immer, denn ich sah keinen Sinn in mehr Klingen, schon gar nicht in den höheren Preisen für die Klingen. Allerdings musste ich feststellen, dass diese Rasierer immer seltener in den Geschäften auftauchten. Die Klingen bekam man zwar noch, aber ich hatte damals nicht den Mut zu glauben, dass ich noch ganz lange damit weitermachen könnte. Ende der 90er, vielleicht 1999, entschied ich mich (damals motiviert durch einen Men's Health-Artikel), die Messerrasur zu probieren. Die kostet schließlich gar nichts mehr, nur noch einmal anschaffen und immer schön scharf halten. Das war aber leider nichts, weil ich kaum bzw. keine Ahnung hatte, und meine Haut es mir nicht danken wollte.
Schon ein paar Jahre zuvor allerdings hatte ich -- auch durch Men's Health motiviert -- den Dosenschaum in Golddachs-Seife eingetauscht. Vom Messer wieder weg, benutzte ich aber (wieder mit dem Sensor Excel) weiterhin meine Golddachs. Erst vor zwei bis drei Jahren, über dieses Forum, kam ich auf die Idee mit dem Hobel. Wiederum, weil mir die Systemklingen zu teuer waren -- ich wollte ja eigentlich zum Messer. Aber einen Hobel hatte ich von meinem alten Herrn geerbt, nur nie benutzt, das wäre doch mal was, wenigstens /etwas/ preiswerter. Und durch das Forum wusste ich ja nun, dass solche "altmodischen" Klingen durchaus noch zu bekommen sind.
Ich will langfristig zum Messer, ganz klar. Spart noch mehr Geld. Und ich möchte betonen, dass ich Men's Health schon lange nicht mehr lese. Aber ihr seht, für den Unbedarften hat(te) dieses Heft durchaus den einen oder anderen Tipp parat... Und ja, durchaus, ich gebe gerne und viel Geld aus für gute Rasierseifen. Aber, und hierum geht es mir:
1. Die brauche ich auch alle auf. Die Kosten entstehen nur durch die unvernünftige Lagerhaltung: Wer ständig drei bis vier Seifen rumliegen hat, bei dem findet sich halt viel totes Kapital. Und viel potentielle Abwechslung ;-) Wie bei mir eben.
2. Die Klingenpreise /sind/ deutlich anders. Warum sollte ich das hier gesparte nicht bei den Seifen investieren? Es geht doch letztlich ums gute Gefühl: Wenn ich mich mit drei Seifen im Haus besser fühle als mit bunten Plastikklingen, obwohl beides gleich teuer ist, worüber soll dann noch diskutiert werden? Ich trenne diese zwei Dinge eigentlich komplett.
3. Zum Geldsparen beim Messer: Mir geht's nicht /wirklich/ um die Euros, sondern ums Prinzip: Wieso sollte ich Wegwerfartikel kaufen, wenn ich nicht muss? Ich trage ja auch Lederschuhe, bei denen es sich lohnt, alle zwei bis drei Jahre einfach eine neue Sohle drunterzunähen. Andere kaufen sich alle sechs Monate ein Paar neue bunte Plastikschuhe. Gut, kostet vielleicht unterm Strich das gleiche (glaube ich nicht!), aber mir gefällt meine Variante trotzdem besser. Ich habe etwas übrig für eine gewisse "Wertigkeit" der Dinge, mit denen ich mich umgebe. Und ein Hobel hat eine andere Wertigkeit als ein Systemrasierer.
Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied bei Werkzeug: Einmal teuer gekauft, ein Leben lang Spaß dran. (Also Leute, kauft euer Werkzeug so früh wie möglich, dann habt ihr länger was davon! ;-))
Ich wollte damit sagen, dass man das bei den Rasierklingen gesparte Geld doch bitteschön und gerne woanders wieder ausgeben darf! (Geld haben macht keinen Spaß, Geld /ausgeben/ macht Spaß!) Und wenn man schon hier im Forum weilt, liegt es, so finde ich, relativ nahe, sich von all den Schäumen und Düften beflügeln zu lassen, und hier etwas für sich zu entdecken. Letztlich tauscht man Wegwerfartikel gegen Lebensqualität. (Wer natürlich im Systemrasierer seine Methode der Wahl entdeckt hat, für den steht diese Tür halt einfach nicht offen. Das ist absolut wertfrei gemeint!)
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, /warum/ man denn ausserdem so viel Freude am "klassischen" Rasieren hat. Liegt es daran, dass es sonst kaum noch jemand kann? (Individualismus) Oder dass es ein "altes Handwerk" ist? (Nostalgie) Oder daran, dass man hier mal wieder gefordert ist, sich halbwegs zu konzentrieren, mal wieder etwas bewusst zu tun? Was bedeutet eigentlich "Stil"? Anders sein? Besser sein? Konsequenter, stimmiger sein? Schwierige Frage...die ich in einem anderen Thread mal stellen werde!
Sorry für das lange Posting,
Gruß hein. Diese Nachricht wurde am 25.01.2007 um 09:43 Uhr von hein editiert. |