Diskussionsnachricht 000010
08.02.2015, 21:56 Uhr
noir
registriertes Mitglied
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Dank des MH´s und dem netten Kollegen Jens-Helge bin ich nun im Besitz eines Gillette Techmatics und habe diesen nun eine Woche täglich benutzt.
Vor einiger Zeit bin ich an das Schick-Pendant "Instamatic" oder auch "Auto Band" gelangt, konnte mit ihm aber keine Rasur genießen:
forum.NassRasur.com/showtopic.php?threadid=26695
Der Techmatic wurde hier ja bereits ausreichend beschrieben. Den Mechanismus zur Klingenbandaufrollung musste ich aufgrund hervorragender Klingenstandzeit nicht betätigen, dazu später mehr. Ansonsten möchte ich gerne einigermaßen strukturiert hinzufügen:
Adjustable-Funktion
Diese bietet die Möglichkeit aus 5 unterschiedlichen Stellungen der Schaumkante zu wählen. Die Unterschiede zwischen den Stellungen sind relativ gering, so dass ich von insgesamt drei effektiven Graden sprechen möchte. Dabei wird tatsächlich nur der Klingenspalt verstellt, aber nicht der Winkel von Klinge oder Schaumkante.
Die harmloseste Stufe 1 ist fast auf Klingenhöhe, in dieser Stellung konnte ich keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielen. Die Stufe 3 (Mittelstellung) hat sich bei mir als ideal für den zweiten Durchgang gegen den Strich herauskristallisiert. In der aggressivsten Stellung Nummer 5 kann man sehr gründliche Ergebnisse erzielen, jedoch wird das Rasurgefühl für mich gegen den Strich in dieser Stellung unverhätlnismäßig unsanft und kleinere Cuts bzw. Spots sind schnell passiert.
Ziemlich schnell habe ich mich auf das Schema Stufe 5 mit dem Strich und Stufe 3 gegen den Strich eingependelt. Die Resultate waren außerordentlich gründlich bei überdurchschnittlicher Sanftheit.
Rasurgefühl und Hobelführung
Neben dem Hobel und dem Systemrasierer bietet dieses Gerät eine weitere, eigene Ebene von Rasurgefühl. Im Gegensatz zum Systemie hat man hier nicht das bekannte "Schleifpapiergefühl" aufgrund der größeren Auflagefläche und im Vergleich zum Hobel ist das Rasurgefühl zwar ähnlich, aber etwas indirekter. Er ist also eher hobelartig und mit der aggressivsten Stufe gegen den Strich meiner Meinung nach auch aggressiver als ein geschlossener Merkur. Dafür bringt er zum Glück die Verstellmöglichkeit mit, so dass man immer ein sicheres Rasurgefühl auf Systemieniveau hat.
Die Handhabung ist denkbar einfach, überrascht allerdings mit einem ziemlich steilen Haltewinkel. Dadurch dass das Klingenmagazin relativ massig ist, ist der Rasierer kopflastig und ein leichtes Drücken wie bei manchen Systemrasierer-Leichtgewichten ist nicht notwendig.
Gründlichkeit und Nachhaltigkeit
Mit den individuellen Einstellmöglichkeiten variiert natürlich die Gründlichkeit. Aus meiner Sicht jedoch sind diese Unterschiede marginal und somit trägt der Verstellmechanismus hauptsächlich zum Rasurgefühl bei. Mit meinen Einstellungen waren die Rasuren durchaus gründlich und überdurchschnittlich nachhaltig. Vergleiche sind immer schwer, aber ich Stufe den Techmatic in Sachen Gründlichkeit und Nachhaltigkeit höher ein, als den Tech. Dabei wird die Gründlichkeit logischerweise immer auch durch die Führung mitbestimmt. In diesem Fall ist es relativ aufwendig die Oberlippenregion glatt zu kriegen, weswegen ich dort nur mit und quer arbeiten kann. gegen den Strich kann ich nicht den gesamten Rasurbereich erreichen und drücke mir ständig den Adjustable-Drehknauf in die Nase 
Also, aufgrund der Bauweise leidet die Gründlichkeit unter der Nase etwas.
Klingenstandzeit
Tatsächlich hatte ich mir um die Klinge gar keine Gedanken gemacht. Jede Rasur fühlte sich gleich an, ich musste selbst heute an keiner Stelle mehr arbeiten als noch am Montag. Für mich ist die Standzeit also total schwer einzuschätzen. Ich finde es zudem bewundernswert, schließlich bauen viele andere Klingenarten bei mir relativ schnell ab. Eine solche Konstanz habe ich seit den täglichen Rasuren bisher noch nicht erlebt. Daher werde ich den Techmatic vorerst weiter nutzen, um herauszufinden, wann das Klingenband abnutzt. Am schönsten war es, als ich heute bemerkte wie leicht der Rasierer - komplett drucklos, wie von Zauberhand - über die Problemstellen im äußeren-unteren Halsbereich glitt und dabei alle Stoppeln mitnahm. Wie ein heißes Messer durch die Butter. Und das nach 7 Tagen, sowas hat bisher kein(e) Rasierer/Klinge gepackt.
Fazit
Der Rasierer besticht nicht nur durch sein absolut geniales Prinzip des Klingenbandes, sondern er macht auch noch einen ganz hervorragenden Job. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie futuristisch dieses Teil in den 60er Jahren auf die Menschen gewirkt haben muss. Für mich ist das der wirkliche Übergang vom Hobel zum Systemrasierer wie wir ihn heute kennen. Die Idee eines kompakteren und komfortableren Rasierers wurde sehr gut gelöst. Es mag einige Gründe (vermutlich wirtschaftliche) gegeben haben, warum diese Rasierer nicht weiter produziert wurden, aber es ist schon schade, dass 50 Jahre später kaum noch ein Mensch von ihnen weiß.
Somit bin ich sehr glücklich, dass ich einen solchen Rasierer noch ausprobieren kann, danke an Jens-Helge 
Nun fehlt mir nur noch ein Gillette Adjustable Hobel für einen weiteren Vergleich. Das wäre dann sehr interessant zu sehen, ob bspw. der Fatboy ein besseres und sanfteres Ergebnis liefert als der Techmatic.
-- Löppt! Diese Nachricht wurde am 08.02.2015 um 21:57 Uhr von noir editiert. |