Diskussionsnachricht 000577
02.08.2008, 10:34 Uhr
harrykoeln
registriertes Mitglied
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Jepp, das ist ein Frameback, so nannte man diese Messer, in denen die eigentliche Klinge in den Rücken eingeschmiedet wurde. Die waren recht beliebt und aus heutiger Sicht (das ist meine ureigene Interpretation) konnten so schon relativ dünne Klingen benutzt werden. Auch die Art, eine "Damastoptik" aufzubringen, aufzuätzen, war wohl im ausgehenden 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ziemlich Hip.
Das ist schon ulkig, ich hab auch gerade "Frameback-Time". Ich hab auch 2 Messer ausgegraben und will sie restaurieren, die dem Deinen sehr ähnlich sind.
Zu der Damast Optik kann ich Dir raten, wenn es geht und sie nahezu komplett erhalten ist rette sie, ansonsten huddel da auch nicht lange rum und schleif sie ganz raus, sie ist wirklich nur ganz oberflächlich aufgebracht und stellt einen Dremel mit nem 240 Schleiftrömmelchen vor keine wahre Herausforderung. Ein Tröpfchen Öl zum Schleifen kann nicht schaden, achte aber permanent auf die Temperatur des Stahls. Du musst ihn JEDERZEIT ganz leicht anfassen können, ansonsten tunkst Du die Klinge ganz einfach in Wasser.
Kommen wir zum Heft. Ist es nicht verzogen (wie bei meinen), hat es keine groben Cracks, Ausbrüche oder sowas oder Du hältst es aus anderen Gründen für erhaltenswert, dann setzt auch alles dran, es zu erhalten. Mit ein bißchen Bedacht und Überlegung was Du da tust ist es recht einfach, die Nieten aufzubohren und die Klinge, ohne Klinge und Heft zu schaden, da rauszuholen, sie wieder zu trennen.
Eine Ständerbohrmaschine (ich hab mir meine damals beim PANIKER gekauft, dieser 20% Aktion ausser auf Tiernahrung, da hat sie mich dann gerade 30 Eus gekostet) ist, wenn Du häufiger Messer restaurierst eine ausgesprochen lohnende Anschaffung, die auf der Liste ganz oben stehen sollte.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Hefte zu öffnen.
Seitenschneider schnipp schnipp ist sicher die Schnellste. Mach ich öfter als man glaubt, allerdings ist das natürlich das Ende des Hefts. Siehst Du Dich auch nur ein bißchen vor, machst Du nur einer Seite des Hefts den Garaus. Warum sag ich das? Ganz einfach, wenn ich nahe am Original bleiben will, nutz ich die verbliebene (halbwegs heile) Seite als Schablone für die neuen Hefte - dann brauch ich mir zumindest über die "nahe-am-Originalen" Größe keine großen Gedanken mehr machen.
Aufdremeln kannst Du sie auch, ich hab das allerdings noch nicht in Reinstform gemacht.
Ich mache das meinst mit einer Mischung aus dremeln und bohren. Mit dem Dremel schleife ich erst mal den Kopf des Niets platt (plan wär übertrieben), so das ich mit dem Körner mittig ein "Zeichen" setzen kann. Dann mit einen nicht zu großen Bohrer den Niet im Kopfbereich hohl bohren. Willst Du die Hefte retten, pass um Himmels Willen auf die Temperatur auf. So ein beschliffener oder angebohrter Niet wird so heiß, das Dir Horn und Kunststoff ohne weiteres wegschmelzen können --> Ende des Hefts. Haste alles richtig gemacht, bleiben die Reste des Nietkopfs auf dem Spiralbohrer und drehen sich da lustig mit. Du kannst das Heft jetzt ganz einfach aufklappen und die Klinge rausnehmen. Fäddisch.
IST ÜBERFLÜSSIG ZU ERWÄHNEN, DAS BEI SOLCHEN ARBEITEN EINE SCHUTZBRILLE ZU TRAGEN IST - ODER?
Versuch macht Kluch - oder wie heißt das so schön.
Viel Spaß
-- Greetinx aus Köln
Harry
Erst wägen, dann wagen - erst denken, dann sagen! Diese Nachricht wurde am 02.08.2008 um 10:42 Uhr von harrykoeln editiert. |