Diskussionsnachricht 000117
24.07.2013, 19:05 Uhr
kinkjc
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heycoolman schrieb:
Zitat: | Nachdem ich schon so viele schöne Teile gesehen hab dachte ich mir: so, jetzt will ich auch mitmachen!
Eine Handvoll Golddollar geordert, diese nach ein paar Tagen erhalten,
oh graus, was’n das? Ja doch, das ist eine Herausforderung. Ran ans Werk.
Plastikheft demontiert, Schriftzug mit Verdünnung abgewischt und dann schleifen, schleifen, schleifen. So 320 bis 800er Körnung auf modifizierten Fächerschleifer mit Dremelersatzgerät. Weiter mit Filzscheibe und Chromoxid.
Das geht schon mal nicht schlecht, aber besser doch auf dem „großen“ Polierbock mit Sisalbürste, Bürstpaste, anschließend Stoffschwabbel und verschiedene Polierpasten. Ich erinnere mich an meine Lehrzeit: die Hände schwarz und immer am glühen. Also schön langsam und immer wieder kühlen, auch der Stahl will ja nicht zu heiß werden. Apropos Stahl, der ist schon ziemlich hart. Da ist Riefen und Poren rauspolieren schon eine Kunst, ich glaub ich muss wieder mehr üben. Aber ich hab ja noch ein paar Messer, das wird dann schon mal… Immerhin der Glanz ist da und das reicht mir fürs Erste. Mit dem Glanz kommen dann auch die Ideen wie denn die Ätzung und das Heft ausschauen soll. Da ich zu der Zeit Urlaub hatte und nicht an die gefährlichen Chemikalien konnte also erstmal das Heft gebaut.
Kurz vor fertig, wie könnte es anders sein – pling – das Messer liegt am Werkstattboden. Und weil der Stahl recht hart ist, ist natürlich gleich ein Stück der Schneide abgebrochen. Gut 5mm fehlen jetzt an der Spitze. Erst mal „grrrrr“, dann aber „macht nix“, dachte ich mir doch schon immer, dass die Rasiermesser zu lang sind. Mach ich meins halt kürzer! Ran an den Schleifbock…
Aber jetzt zum Heft: Messerkontur auf Papier übertragen, dann mittels Bleistift verschiedene Formen ausprobiert. Schnell für die doppelt geschwungene Form entschieden und so angepasst dass sie auf ein Brettchen von 2 cm Stärke passt. So erreichte ich eine für Buche (!) wie ich finde wunderschöne Maserung. Entscheidet selbst.
Mit der Japansäge zwei ca. 4-5 mm starke Brettchen abgesägt und mit Hobel begradigt und geglättet. Übrigens habe ich für mich den Anspruch wenn ich mit Holz arbeite möglichst wenig Maschinen zu verwenden. Back to he roots wie es so schön heißt; die Messerrasur ist ja genau genommen auch nichts anderes.
Jetzt darf endlich die alte Laubsäge mal wieder ran. Und wieee sie freudig ins Holz biss, hatte sie doch bestimmt 30 Jahre Pause. Ergänzt durch Stemmeisen, Ziehklinge und Schmirgelpapier wurden die Hälften zurecht gemacht. Zum Schluss kommt doch noch die (Bohr-)maschine zum Einsatz. Ich wollte halt gerade Löcher haben. Obwohl es mit dem Handbohrer bestimmt auch ging…vielleicht nächstes Mal…
Einen Keil brauch ich auch noch. Plastik, Alu, Messing….nein ich habe ein Stück Kirsche im Brennholz gefunden – ein abgebrochener Ast – schön trocken und von recht dunkler Farbe. Also wieder die Japansäge angesetzt; mit Hobel, Stemmeisen und Ziehklinge ein Brettchen erstellt und mit der fleißigen Laubsäge den Keil grob ausgesägt. Diesen an das „hintere“ Heft angeleimt und am nächsten Tag gebohrt und dem Heft angepasst.
Eine Lage Schellack gleich wieder mit Küchenrolle abgewischt ergibt den gewünschten Honigfarbenen Ton des Holzes, weiter geschützt durch zwei Lagen Klarlack (Brillux Seidenmatt 780 hatte ich übrig). Diesen mit nassem 800er Schleifpapier geglättet und mit REX Schleif und Polierpaste poliert. Als Abschluss noch gewachst (Autozubehör)…herrlich.
Die Ätzabdeckung per genialer Idee der „Tonertransfermethode“ bei den Selbermachkollegen der Elektroniker geklaut (Stichwort Leiterplatten ätzen) und per modifizierter Weise auf die Klinge gebracht. Na ja, ganz so einfach wie gerade beschrieben war’s dann doch nicht. Genaugenommen hab ich bestimmt 20 Versuche gebraucht. Aber irgendwann war das Ergebnis zufriedenstellend und ich konnte beginnen zu ätzen. Btw. sollte Bedarf an einer genauen Anleitung hierzu bestehen dann kann ich das ja nachholen.
Ja, kaum zu glauben, ich konnte es kaum erwarten nach dem Urlaub wieder die Arbeit anzutreten. Die Mittagspause ist zwar kurz, aber reicht – die richtigen Ätzbrühen vorausgesetzt - um eine schöne Tiefenätzung zu zaubern. Die Abdeckung entfernt, den Toner mit Aceton abgewischt, (Wort mit Sch und ß)… der Toner war nicht ganz dicht und hat die Säure auch da knuspern lassen wo sie nicht sollte.
Nochmal schleifen und polieren war angesagt, wenigstens halbwegs anschauen sollte man das Ergebnis können. Und wieder muss ich sagen: immerhin der Glanz ist da. Einige missglückte Versuch mit der Farbgebung erspare ich euch jetzt mal. Letztlich kam schwarzer Email Lack für den Hintergrund und eine dünne Vergoldung der Schrift heraus.
Montage am Freitage: Bei 2mm Messing Nägel den Kopf auf etwa 4mm verkleinert und poliert. Von zwei weiteren Nägeln die Köpfe flach gefeilt, dann mit 2mm Bohrer durch und schon fällt der Kopf als flache Scheibe ab. So, Nagel durch die Hefthälften inkl. Messer, von hinten die Scheibe drauf, den Nagel relativ kurz abgezwickt, nochmals geradegefeilt und dann mit Aluunterlage gedengelt bis der Draht schön aufgepilzt einen durchaus anschaubaren Niet abgibt.
Stolz wie Oscar auf die Steine damit. Mangels Alternativen mussten NSS herhalten. Der 800er brauchte schon eine Zeitlang, 3k, 5k und 8k gingen etwas schneller. Mit den gröberen Steinen eindeutig nicht vorhanden habe ich mit dem 8k tatsächlich einen Bart erzeugt (mit Lupe 8x erkennbar). Schon enttäuscht dass das mit dem Schärfen doch nicht so einfach sein würde habe ich trotzdem mal mit meinem selfmade Chromoxspannriemen abgezogen. Der Bart war danach ab (natürlich wieder mit Lupe). Jetzt kann ich auch noch auf den Lederriemen hab ich gedacht und 100 mal drübergewetzt. Haartest erfolgreich…ja wie nun???Dann kann es auch ins Gesicht. Und das tat es dann bei der Abendrasur ganz vorzüglich. Schärfer und sanfter, am Kinn eindeutig gründlicher als mein Erbe Solingen – Leute ich bin sowas von begeistert – ich hab noch während der Rasur mit der Planung des Nächsten begonnen. Bericht folgt…falls erwünscht.
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Aaaah klasse!! Und unbedingt die Beschreibung der Tiefenätzung - das ist wieder mal eine bahnbrechende Entwicklung!!! Her damit! :-))) Wir sind alle gespannt wie die Flitzbögen!! Und wie hast Du dann die Farben auf das Teil bekommen???
-- kinkjc - wie einst die Cäsaren: "Er kam, sah und rasierte!" Die Dekadenz kommt auch nicht von ungefähr! Diese Nachricht wurde am 24.07.2013 um 19:08 Uhr von kinkjc editiert. |