Diskussionsnachricht 000000
06.01.2015, 21:56 Uhr
BeBerlin
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Erik Esbjerg "Grapefruit"
Ein neuer Tag, ein neues Rasurprodukt. Heute: Erik Esbjerg, Wien.
Wien ist eine herrliche Stadt. Ein Teil meiner Familie stammt aus der Gegend, und seit eine alte Freundin von mir dort ein kleines Jagdschloß geerbt habt, bin ich noch lieber dort.
Vor einigen Jahren stolperte ich auf der Suche nach Rasierklingen (da sage noch einer, am Flughafen Tegel achte man nicht auf scharfe Gegenstände im Handgepäck!) durch den Ersten. Der Zufall führte mich in die Krugerstraße, wo ein kleiner aber feiner Laden sitzt: Erik Esbjerg. Die Auswahl an Rasierklingen war überschaubar, aber in der Not schmeckt jedes Brot. Jedenfalls kam ich mit den Besitzern ins Gespräch, und so begab es sich, dass ich statt mit einer Rasierklinge ihren Laden mit zwei Packungen Rasierklingen, der gesamten Esbjerg-Rasurlinie sowie einem sogenannten Sackerl voll Proben anderer Esbjerg-Produkte ihr Geschäft verließ.
Über die Jahre hat sich eine gute Bekanntschaft entwickelt. Weiters durfte ich den Entstehungsprozess der Esbjerg-Produkte bis zum heutigen Tag verfolgen. Was eine insofern interessante Sache war, als ich dabei einiges über die Produktion von Seifen und Cremes gelernt habe, was einem unsere amerikanischen "ich habe da mal schnell was entwickelt, was alles andere aus dem Markt knallt, Alter!"-Freunde gerne unterschlagen. Zwar bin ich bis heute nicht völlig überzeugt, ob das vor der Herstellung energetisiertes Wasser aus dem Schauberger-Trichter das Erfolgsrezept ist, oder nicht doch einfach die Liebe zum Produkt verbunden mit einigen sehr gewitzten Angestellten. Wie dem auch sei, die Produkte sind einfach gut.
Wer auf der Suche nach einer perfekt natürlichen Naturkosmetik ist, wird bei Esbjerg wohl fündig werden. Die Produkte sind nach dem österreichischen Standard für Bioprodukte erzeugt, und wer so etwas braucht, kann hier beruhigt weiterrasieren.
Aber lassen wir die Bilder sprechen...
| Gel, Creme, Öl |
Die Verpackungen sind auf Umweltverträglichkeit hin optimiert. Leider ist dabei die Haptik etwas auf der Strecke geblieben, jedenfalls fassen sich die Tiegel eher frugal an. Die Pumpspender erlauben eine feine Dosierung, was bei den Preisen eine wirklich nützliche Sache ist.
| Da fehlt was... |
Ich bin ein großer Freund von Blindtests, weshalb diese Dose halbverwaist aussieht. Der Rest hat sich auf den Weg nach England und Finland gemacht, wo die Rasiercreme (Grapefruit) nur von Alvarez Gomez geschlagen wurde - und auch das nur knapp mit 2:3. Die Konsistenz der Creme ist hart - es gibt weichere Seifen.
| Der letzte seiner Art |
Zur Feier des Ereignisses habe ich dann mal einen großzügig dimensionierten Pinsel vom Regal genommen. Man sieht, dass selbst dieses Gerät noch ordentlich in die Dose passt, die in etwa die Größe der üblichen Verdächtigen aus England hat.
| Aus wenig mache viel |
Auf der Creme hatte ich kurz etwas heißes Wasser stehen lassen. Zehn Umdrehungen später war der Pinsel aufgeladen.
Es gibt die Creme in den Geruchsrichtungen Grapefruit, Verbena und Sensitiv. Alle drei Düfte sind zitrisch. Grapefruit ist herb ("burnt grapefruit" kommentierte das einer meiner englischen Freunde), Verbena hat einen Hauch Florales ("fresh laundry"), Sensitiv erinnert ein wenig an frische Limetten. Die Düfte halten nur sehr kurz. Das gilt auch für die Aftershave-Produkte Gel, Creme und Milch. Die Aftershave-Milch ist im Winter neben dem Aftershave-Balsam von Baume.be die nahrhafteste Tinktur, die ich kenne. Wer zu trockener Haut neigt, könnte hier fündig werden.
| Wollte jemand Joghurt? |
Mir ist immer noch schleierhaft, was sich hinter Begriffen wie "fett" verbirgt. Meine Theorie: Rasierschaum soll die Haare entfetten, die Haut schützen, und die Klinge gleiten lassen. Die für meinen Geschmack fast stets zu trockenen Schäume, die auf Bildern ganz toll aussehen (mein Verdacht: Die Kollegen geben da keinen Zucker sondern Viagra oder andere Lifestyle-Drogen rein...) kriegen das irgendwie hin, neigen dabei aber dazu, einen Sicherheitsrasierer zu verkleben oder an einer Messerklinge zu haften. Nicht so der Esbjerg-Schaum. Er erfüllt die beschriebenen Anforderungen, bleibt dabei aber gut formbar. Sprich: Er stellt sich der Klinge nicht in den Weg und lässt sich hervorragend ab- und ausspülen.
| Esbjerg, Aust, Thäter |
Hier einmal ein bescheidenes Set für eine erfolgreiche Rasur. Das Ralf Aust-Messer ist eine Sonderanfertigung.
| YOLO |
Die Kehrseite der Riesenpinsel-Medaille: Man könnte sich vermutlich eine Stunde lang rasieren - aber es wäre immer noch Schaum da.
Kurz und gut: Tolles Zeug. Wer einmal in Wien ist, sollte sich eine Packung mitnehmen. Die Seife hat einen längeren Weg hinter sich und hat inzwischen ein Stadium erreicht, dass ich sie auf Reisen nicht mehr missen möchte (50g-Dose - toll).
Bleibt der Preis. Ich finde die Produkte ausgesprochen preiswert. Gemessen an den Rohstoffen und der Zubereitung (der Schauberger Trichter wird mit Mozart beschallt) geradezu ein Schnäppchen. Qualität hat ihren Preis, und ich kenne wenige Produkte, die qualitativ höherwertig sind als die von Erik Esbjerg. Diese Nachricht wurde am 06.01.2015 um 21:57 Uhr von BeBerlin editiert. |