Diskussionsnachricht 000003
28.09.2020, 12:37 Uhr
GoldenShave
registriertes Mitglied
|
Hallo Herr Wilkinson und willkommen im Club der Alopecia-Geplagten!
Ich bin neu in diesem wirklich tollen Forum (warum hab ich das nicht schon viel früher entdeckt?!) und hab mich eigentlich für eine andere Diskussion angemeldet, aber jetzt hab ich Dein Thema gesehen und will mal kurz einem Leidensgenossen antworten weil ich weiß, wie unangenehm die Sache sein kann. Ich kann Dir nur zwei Dinge sagen: Verliere Mut und Geduld nicht, das nützt gar nix (eher im Gegenteil). Und: Das wird schon wieder!
Ich kenne Dein Problem sehr gut, hatte vor fast 20 Jahren zum ersten Mal kreisrunden Haarausfall bekommen, erst am Kopf, dann im Bart. Nach dem großen Schock kam der Rasierer - und nach einem guten Jahr erst zaghaft, dann richtig auch die Haare wieder zurück, bis alles wieder beim Alten war.
Auf dem Kopf hab ich seither ziemlich Ruhe, aber der Barthaar-Ausfall schlägt durchschnittlich einmal pro Jahr für ein paar Monate zu. Aktuell hab ich zwei münzgroße Löcher im Bereich des Unterkieferknochens, die im Begriff sind, zu einem zu fusionieren. Wie Du hab ich auch starken, dunklen Bartwuchs - selbst direkt nach einer wunderbar glatten Rasur sind die haarlosen Stellen also zu sehen. Bei mir tritt das übrigens auch eher in stressfreien, ruhigen Phasen auf - mir kommt fast vor, dass es deutlich "verspätet" nach besonders herausfordernden Zeiten los geht.
Wie bei Dir wachsen aber auch schon wieder sehr dünne, helle Haare nach - das untrüglich Zeichen, dass das Ganze wieder besser wird Das wird auch bei Dir so sein, keine Sorgen: Aus dem Flaum werden mit der Zeit wieder dicke Haare, erst hell, dann immer dunkler. Wie lang das dauert, ist etwas unberechenbar. Bei mir hat es beim allerersten Mal am längsten gedauert (ein gutes Jahr), seither meist "nur" noch ein paar Monate, bis wieder alles normal ist. Dann lass ich mir immer ne zeitlang einen Vollbart stehen, um die "Wiederkehr" zu feiern - bis der Drang zur Nassrasur wieder die Oberhand gewinnt
Ich hab im Lauf der Jahre so ziemlich alles ausprobiert und kann Dir nur sagen: Es gibt keine Gegenmittel außer Akzeptanz und Geduld. Es ist eine Autoimmun-Sache, da nützt kein Pulver, keine Creme. Je selbstverständlicher man damit umgeht, desto geringer die Belastung. Klar schauen einen manche Leute genauer an, vor allem, wenn man sich nicht täglich rasiert und die Stellen offensichtlich sind. Aber was solls? Man ist ja deshalb nicht hässlicher oder unsympathischer, sondern sieht halt nicht ganz wie 0815 aus. Freunde, Familie und Kollegen kennen das irgendwann, dann wird es leichter, wenn man nicht mehr so oft gefragt wird. Ich kann Dir aber definitiv sagen: Niemand empfindet das als so schlimm wie man selbst.
Ich versuche, das beste draus zu machen. Wenn der Selbstwert zu sehr von unbeeinflussbaren Äußerlichkeiten abhängt, wird man sowieso nie glücklich. Nerven tun mich meine immer mal wieder auftauchenden Bartlöcher natürlich jedes Mal total, wenn sie wiederkommen. Aber ich seh sie auch als guten Grund, mich schamlos mit all den schönen Rasiersachen einzudecken, die mein Herz begehrt. Da hat auch meine Frau keine Gegenargumente
Wenn man einmal das richtige Setting gefunden hat und (fast) täglich eine Rasur zelebrieren kann - das hat doch was! Wäre sicher mein Leben lang nie so gut rasiert gewesen (und wahrscheinlich immer noch bei Dosenschaum und Systemie), hätte ich nicht zwangsweise ein Interesse an
Rasierkultur entwickelt.
Also Kopf hoch! Allein dass Du schon feine Härchen sehen kannst ist ein eindeutiges Zeichen, dass es wieder weggehen wird. Und bis dahin einfach noch die Rasier-Ausrüstung ausbauen |