Diskussionsnachricht 000123
29.03.2007, 15:54 Uhr
Ruediger
registriertes Mitglied
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Was ist heute los? Kein bleiernes Gefühl in der Magengegend beim Aufstehen? Ach ja, klar, ich habe zwei Urlaubstage und brauche nicht in die Firma!
Ganz langsam quäle ich mich aus dem Bett und schleppe mich leise schlurfend an den Frühstückstisch. Oha! Kleine Päckchen in Geschenkpapier? So langsam kommen kleinere, isolierte Teile des äußeren Cortex auf Touren: Richtig! Geburtstag! Aber was ist das? Meine Frau hat mir eine kleine Litfassäule geschenkt. Interessiert schaue ich zu, wie meine Hand zielsicher und ohne bewusste weitere Steuerung das tonnenförmig-zylindrische Objekt greift und vorsichtig das Geschenkpapier entfernt. Zunächst wird ein transparenter Kunststoffzylinder sichtbar, dann ein darin enthaltenes haariges Subjekt. Wohl doch eher Objekt, ausgestattet mit einem Olivenholzgriff. Kenn ich doch! Richtig, Meister Bocks Silberspitz, im Januar bestellt und unmittelbar nach der Ankunft jedoch von meiner Frau beschlagnahmt (natürlich gegen Kostenerstattung). Sollte heute also ...
... langsam taucht der Pinsel in das im Waschbecken gefangene, kostbare Nass. Uuuieee! Mit äusserster Kraftanstrengung reiße ich am Griff und versuche verzweifelt, den Silberspitz wieder herauszuheben. Erstaunt registriere ich das Wasserfüllvermögen und die dadurch verursachte Massezunahme. Jetzt dämmert die Einsicht, dass eine geistige Vorbereitung, z.B. durch Konsum der Tatsachenberichte dieser Hardcore-Rasierer in diesem komischen Nassrasurforum unter Umständen sinnvoll gewesen wäre. Mit letzter Kraft quetsche ich literweise Wasser aus dem Pinsel. Geschafft, der Pinsel lässt sich wieder führen! Zick-zack, kreuz und quer wabert der Pinsel jetzt über die Rasierseife. Hoffentlich ist es auch Rasierseife und meine Frau hat das knetbare Zeug nicht gegen das olfaktorisch gleich daherkommende Marzipan ausgetauscht. Ich realisiere noch kurz, dass Eriks Valobra am ersten April problematisch sein könnte und an diesem Tag besser durch eine Geschmacksprobe verifiziert werden sollte. Aber schon klatscht das haarige Gerät in mein Gesicht, links und rechts, unermüdlich und erbarmungslos. Schon bekomme ich Schaum vor dem Mund. Aha, jetzt wieder "Knüppel in den Sack". Es ist vorbei! Aufatmend schaue ich in den Spiegel -- und das nächste Entsetzen packt mich: Wo vorher mein Kopf war, sehe ich jetzt einen Schaumberg. Langsam kneife ich meine Augen zusammen -- und tatsächlich: Mit ein bisschen Phantasie sehe ich ganz verschwommen meine eigene Visage.
Was nun? Wie kriege ich das Zeug weg? Hilfesuchend und gehetzt schweift mein Blick umher. Da, der Merkur 37c! Schnell formt sich ein diabolischer Plan: Der 37c, bestückt mit einer guten Klinge -- sagen wir mal einer Merkur oder Rotbart -- so sollte sich die eigene Fratze doch wieder freilegen lassen. Ha, ha, so langsam gewinne ich die Initiative wieder. Und ja, langsamt schälen sich bekannte Umrisse aus der unförmigen Masse. Mit Erstaunen registriere ich zudem, wie glatt die Haut auf einmal ist. Erleichtert schlage ich mir abschließend 1 bis 2 Liter ultra-kaltes Wasser ins Gesicht. Brrrr! Ja, so kann der Tag beginnen.
Mit besten Grüßen
Rüdiger |