Diskussionsnachricht 000026
19.05.2007, 19:29 Uhr
Jacobvs
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Ja, besser spät als niemals...
Seiten 307-308
2. Das Feilen
Es ist ein fehlerhaftes Verfahren, das Rasirmesser anzulassen, um es zu befeilen, und man hat dabei keinen weiteren Vortheil, als daß man Feilen erspart; dagegen aber den großen Nachtheil, den Nutzen des Kalthämmerns wiederum ganz aufzuheben. Wir geben demnach den Rath,jedesmal die Klingen kalt zu feilen, wenn man Instrumente erster Qualität herstellen will, denn es ist sehr schwer, ihnen die Eigenschaft wieder zu geben, welche sie durchs Anlassen verloren haben.
Die Rücken wird gewöhnlich rund gefeilt, alsdann kommt man zur Schneide und und zur Spitze. Der bauchige oder der schneidende Theil muß von der Spitze bis zum Druck sehr regelmäßig sein. Alles dieses bietet keine Schwierigkeit dar, und wir glauben bei diesen Einzelheiten, die jedem Messerschmiede bekannt sind, nicht länger verweilen zu müssen.
Ein Rasirmesser hat gewöhnlich vom Einschnitte des Drucks bis zur Spitze 3 Zoll (7,62 cm) Länge. Seine Breite ist verschieden, aber es ist bei den Messerschmieden ein angenommener Satz, daß die Breite des Rückens den vierten oder oder höchstens den dritten Theil diesen Breite betragen müsse. Die Engländer und die Spanier fertigen sehr breite Rasirmesser; in Frankreich sind die Klingen nicht über 12 Linien (8/8 Zoll) breit und selten unter 7 Linien (zwischen 4/8 und 5/8 Zoll).
Die meisten Arbeiter bohren die Klinge erst, wenn sie gehärtet ist, um nicht ihre Beschäftigung verändern zu müssen. Damit ist offenbar der schlimme Uebelstand verbunden, daß man Gefahr läuft, die Klinge während des Durchbohrens zu zerbrechen, und daß man sie anderen Theils wegen der Härte des Metalls nicht mit dem Bohrer behandeln kann. Ja man ist sogar fast immer genöthigt, das Ende des Drucks, welches aus feinem Stahl besteht, rothglühend su machen. Ist dieses geschehen, so legt man unter die zu durchbohrende Stelle einen kleinen, schon durchgebohrten Stahlblock und gerade über diesen Block setzt man den Durchschlag, auf welchen man einen senkrechten Schlag giebt und somit das Durchbohren bewirkt.
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Das Schärfen des Rasirmessers
Das Rasirmesser dient zum Abnehmen des Bartes, und es gehört große Aufmerksamkeit dazu, es so herzustellen, daß das Abnehmen des Bartes gut damit bewerkstelligt werden kann. Es muß eine Regelmäßige Schneide haben, die in ihrer ganzen Länge einen kleinen hervortretenden Bogen bildet; die Spitze muß abgerundet sein; die Schragfläche des Rückens muß scharf und ganz gerade geschliffen sein, und von dem Rücken der Schragfläche bis zur Schneide muß die Klinge hohl geschliffen sein, damit die Schneide so dünn werde, daß sie sich biegt, wenn man sie auf den Fingernagel drückt, und zwar wenigstens in der Ausdehnung einer guten Linie (2,1 mm).
In Deutschland bildet man Rasirmesserschneiden, welche sich auf dem Nagel in einer Ausdehnung von drei Linien (6,3 mm) biegen, dergestalt, daß sie beim Rasieren einen Klang von sich geben. Es wird indessen das Rasiren dadurch um nichts erleichtert, und wenn sich die Schneide nur um eine Linie auf die Seite liegen läßt, so ist dieses schon ausreichend. Von den äußersten Feinheit des Randes hängt das gute Rasieren ab, nicht aber von dem starken Hohlschliff des hinter der Schneide liegendes Theiles, so daß die Schneide sich drei Linien lang umlegen läßt. Angenommen aber, jemand wünsche sich solche Schneide, so
will ich weiter unten das Verfahren, sie zu bilden, angeben.
Man muß verschiedene Schleiffsteine haben, um die Rasirmesser gut zu schärfen, weil das Hohlschleifen derselben unentbehrlich ist.
Nun ist man mit einem einzigen Schleiffsteine nicht im Stande, eine breite Klinge so gut hohl zu schleifen, wie eine schmale; während die breite Klinge zu hohl geschliffen würde, dürfte es die schmale zu wenig werden. Deshalb ist zu einer Rasiermesserklinge von 1 Zoll Breite ein Schleiffstein von 9 Zoll Höhe erforderlich, und man hat für ein Rasirmesser von 6 Linien Breite einen Schleifstein von 4 Zoll Höhe nöthig. Nach diesen beiden Beispielen kann man alle andern Höhen beurtheilen. Es kann übrigens zu zwei Rasirmessern von gleicher Breite ein Schleifstein von verschiedener Höhe nöthig sein, weil die Stärke
des Rückens oft verschieden ist. Ist der Rücken um 1 Linie dicker, so muß man schon einen Schleifstein wählen, welcher um einen halben Zoll niedriger ist.
Um einen Rasirmesser so zu schärfen, wie es in Deutschland gewöhnlich ist, muß es zuerst so geschliffen werden, wie es die französischen Messerschmiede zu schleifen pflegen; nämlich ein Rasirmesser von 1 Zoll Breite wird auf einem Schleifsteine von 9 Zoll Höhe geschliffen und wenn die Schneide desselben gehörig vollendet ist, schleift man es auf einem andern von 6 Zoll Höhe hohl, ohne ohne jedoch im Geringsten die schon vollendete Schneide zu berühren. Diesen Schleifstein vertauscht man endlich mit einem andern von 4 Zoll Höhe und schleift es so weit hohl, als man will, jedoch immer mit der Rücksicht, daß man sich der auf dem ersten Schleifsteine gebildeten Schneide nicht weiter, als bis eine halbe Linie nähert, denn man würde sonst die ganze
Arbeit verderben.
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Die Zusammensetzung
Die Zusammensetzung eines Rasirmessers ist höchst einfach, weil es nur aus drei verschiedenen Stücken besteht, nämlich aus der Klinge, dem Heft und den Nieten. Letztere sind gewöhnlich mit einer Rosette verziert.
Sobald man die Rosetten ausgeschnitten hat, bohrt man die beiden Löcher in den Heft; hierauf nimmt man ein Stückchen Eisendraht, bildet an dem einen Ende desselben einen Kopf und schiebt an denselben eine Rosette. Wäre die Rosette convex oder mit einem Prägstempel geformt, so würde man eine kleinere darunter legen, so daß sie zwischen den Heft und der eigentlichen Rosette zu sitzen kommt, um zu verhüten, daß letztere zerdrückt werde. Man schlägt hierauf den so gebildeten Niet durch den Heft und den Druck der Klinge, sodann setzt man abermals eine oder zwei Rosetten auf, schneidet ab und nietet um. Dasselbe Verfahren wiederholt sich mit denselben Umständen am untern Ende des Heftes. Endlich zieht man das Rasirmesser ab, um es in den Zustand zu versetzen, daß man damit rasiren kann.
Alles gute
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