Diskussionsnachricht 000037
02.10.2012, 10:19 Uhr
CaptnAhab
registriertes Mitglied
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Guten Tag, Kamuro,
ich habe nochmal drüber nachgedacht und wollte nachhaken, ob du inzwischen Fortschritte bemerkst, beim Schärfen?
Vlt. ist das Folgende ja längst überholt.
Also du sagtest:
Zitat: | "habe mal die (hoffentlich) richtig Technik angewendet.
Ergebnis: Messer ist wesentlich schärfer, den Haartest besteht es im wesentlichen (Haar wird geschnitten, fällt aber nicht ganz ab. Bleibt an einer Art Haut hängen).
Hab mich mal damit auch schon rasiert. Geht halbwegs. Spüre noch ein paar stumpfe Stellen."
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Dann kann etwas nicht ganz richtig gelaufen sein!
Angenommen, du hast das Pasten (2. Schneidenwinkel!), und das Ledern richtig gemacht, dann muss bereits früher was schief gegangen sein, was ich glaube.
Ganz ehrlich: ich hatte von Anfang an schon, ein wenig den Verdacht, dass du beim ersten Schärfvorgang mit deinem (ersten) Stein (1000er?), einfach nicht bis GANZ NACH VORNE durchgeschärft hast, kann das sein?
Hier werden die meisten Fehler gemacht. Oft hört man das Schärfen zu frühzeitig auf, in der irrigen Annahme, dass man bis ganz nach vorne durch sei. Und doch steht noch ein kleiner Rest der alten "(Ver-)Rundung" da, wenn man nur durch eine größere Lupe schaut.
Genau hier wird das Messer am Ende nicht ganz scharf. Da kann man später, auf den Folgesteinen, machen, was man will.
Das "Durchschärfen" ist eins DER, wenn nicht DAS große "Geheimnis", ob ein Messer schlußendlich scharf wird, oder nicht!
Nämlich _scharf_ kann das Messer nur dann werden, logischerweise, wenn sich am Ende, die 2 Facettenebenen, wirklich völlig in einer ganz feinen, spitzen Linie treffen, der Schneide. Diese Linie darf keinerlei Fläche mehr aufweisen.
Der genaue Schärfvorgang ist an anderer Stelle in diesem Forum bereits hinreichend beschrieben worden.
[Nur so viel der Vollständigkeit halber: Man muss sicherstellen, dass man auf beiden Seiten die alte, ballige Facette völlig weggeschliffen hat, sie völlig "verebnet" hat, und so weit durchschärft hat, bis auch die alte (Ver-)Rundung, ganz vorne, komplett weg ist.
Erst macht man dies nur auf EINER Seite. Wenn man dann bis vorne durch ist, bildet sich ein leichter Materialaufwurf auf der gegenüberliegenden, der anderen, als der Schleifseite, also der (mir) zugewandten Seite. Die Fachwelt nennt dieses einen "BART", den man erfühlen kann. Wenn dieser Bart nun überall gleichmäßig ausgeprägt ist, wechselt man die Seite.
Das gleiche macht man nun auf der anderen Seite, bis ein gleichmäßiger Bart gefühlt werden kann.
Wenn man damit fertig ist, dann abwechselnd die beiden Seiten schärfen, bis der Bart minimal klein ist (aber er ist immer noch da!).]
Aber diese Technik hast du wahrscheinlich eh' angewendet (und hoffentlich nicht etwa nur nach "Gefühl" geschärft..).
Ganz wichtig ist die Verwendung einer guten Lupe, möglichst mit Beleuchtung, möglichst 30-fache Vergrößerung. Und wichtig ist: Was sollte man dann sehen???
Achtung: man sollte schon wissen, was man sehen MUSS. Man sollte wissen, wie das Optimum auszusehen hätte.
Manche denken beim Blick durch die Lupe zB.: "Aha, alles spiegelt, alles glänzt! = GUT!"
Aber das wäre FALSCH!
Wenn man es RICHTIG gemacht hat, dann darf zB. VORNE, mit AUFLICHT, an der SCHNEIDE, überhaupt NICHTS mehr reflektieren.
Nochmal: Diese Linie darf also überhaupt keinerlei "Fläche" mehr aufweisen!
Nur wenn dies geprüft wurde, kann man davon ausgehen, dass der Fehler nicht hierin lag.
Wie prüft man das?
Das Licht ist eine gute Prüfmethode, wenn nicht die Beste!
Du kannst mit einer Lampe und einer guten Lupe erkennen, ob beim Kippeln mit diversen Kippwinkeln die Lichtreflexe ganz vorne an der Facette, sich über einen Bereich hinziehen und verschiedentlich aufblitzen, oder ob sie idealerweise schlagartig sofort abbrechen/aufhören, wenn die Lichtquelle die Reflexionsebene verläßt, nach dem Gesetz: Einfallswinkel=Ausfallswinkel.
Nur wenn diese vorderste Linie, die die Schneidfacette bildet, überhaupt nicht mehr "flächig" ist, und damit keinerlei ("Streu-")Reflexionen mehr entstehen läßt, dann bekommt man das Messer scharf, sofern man auf den weiteren Gängen der Steine alles richtig macht.
Somit ist diese Bedingung nur erfüllt, wenn diese vorderste Linie überhaupt kein Licht mehr reflektiert!
(flächig = dazu gehören "alte" Rundungen und Scharten, aber auch einfach "zu-wenig-weit-durchgeschärft").
Gut. Ich mag richtig oder falsch liegen, mit meiner Vermutung, es läge am fehlenden Durchschärfen, denn es kann auch noch andere Ursachen haben, daß dein Haartest nicht wirklich funzt, zb. Fehler auf den Folgesteinen, falsches Pasten, falsches Ledern, usw., usf.
Versteh' mich nicht falsch, ich wollte nur einen konstruktiven Beitrag leisten, bei der Fehlersuche, und will niemanden "belehren". Denn auch ich musste es erst mal "begreifen", im wahrsten Sinne des Wortes, worum es hier geht, und hab's immer noch nicht ganz drauf.
Überhaupt: Die "alten" Schärfexperten und -spezialisten hier haben viel dazu geschrieben, im Laufe der Zeit. Man muss sich das alles hier erst mal aneignen und begreifen. Da steckt viel Erfahrung im Detail drinne, vor allem, wenn man den Bereich der "Standardmesser" und "Standardfacetten" verlässt.
-- Gruss CA.
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer. (Konfuzius) Diese Nachricht wurde am 02.10.2012 um 11:10 Uhr von CaptnAhab editiert. |