Diskussionsnachricht 000000
03.06.2010, 01:49 Uhr
Problembartler
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Hallo, oder besser: Guten Morgen zusammen!
Ich brauch' mal bitte einen Rat der hiesigen Hobel-Spezialisten.
Zuerst zu mir:
Ich bin 22 und Bald-Student und kämpfe im Moment mehr mit meinen halbherzigen Rasurversuchen als mit meinen Studienentscheidungen.
Zum Problem:
Eigentlich mag ich meine Barthaare, sie pieksen nicht wenn sie länger werden, wachsen selten ein, hängen sich nicht in Hemdkrägen oder ähnlichem fest und sind auch sonst ganz brav... bis ich sie ans Messer liefern will.
Das muss ich ab und zu, weil sie nicht besonders dicht wachsen und das dann nicht schick aussieht.
Dann kommen ihre ungünstigen Eigenschaften zutage.
Etwa zwei, drei Tage lang nach der Rasur, scheint sie die Haut wie eine Art Krater mit empor zu ziehen, wie wenn man Gänsehaut hat.
Das Problem habe ich hauptsächlich im Halsbereich.
Wenn ich dann rasiere, werden die Hautkrater natürlich mit abrasiert und es sieht aus, als hätte ich es mit einem Epilierer versucht oder einem rostig-stumpfen Messer.
Ab vier Tagen Abstand zwischen den Rasuren senkt sich die Haut ab und die Rasur fällt etwas leichter.
Zu meinen Erfahrungen:
Ich hab' angefangen mit einem Hobel Gillette Adjustable (black), Stufe 1-3, ging ganz gut, nur der Klingenspalt war nicht mehr exakt gerade.
Dann bin ich über 3, 4, und 5 Klingen-Rasierer mehr oder weniger begeistert zur klassischen Messerrasur gekommen.
Es waren recht teure Teile, eher Sammlerstücke, Puma und Co.
Sie hatten von mir in vielen Stunden und mit viel Mühe immer Höchstschärfe erhalten, einschlägige Methoden von Chromoxidgrün auf Leder über Kieselerde-Ballistol-Gemisch auf entspiegleter Glasscheibe wirkten Wunder.
Damit hatte ich die bisher besten Rasuren (wortwörtlich: spiegelglatt, teilweise 24 Stunden!!!), musste die Haare aber immer mindestens 5-7 Tage auswachsen lassen, tägliche Rasur Fehlanzeige.
Nach ernüchternder Erfahrung mit einem Braun Series 1 Trockenrasierer, der nass-zweckentfremdet wurde, bin ich schließlich wieder beim guten alten Hobel gelandet, einem -diesmal intakten- Gilltette adjustable, etwas kürzer als der erste, slim Version glaube ich.
Seltsamerweise werden sämtliche(!) Rasurgeräte nach kürzester bei mir stumpf, d.h. bei mir ziept und reißt es, obwohl andere sich damit noch wochenlang wunderbar rasieren können (trotz blademaster).
Meine Barthaare fühlen sich zwar nicht wie Samt an, sind nicht sehr dicht, aber auch nicht übermäßig dratig wie mir scheint.
Ich nehme mir viel Zeit zum Rasieren, meistens nach dem Duschen, wenn das Barthaar weich und gequollen ist, beherzige ich einen Tipp, den ich einmal in einem (anderen?) Forum las:
Ich seife mit Sir Irish Moos und Dachs schön ein, nicht zu dick, schönes Mittelmaß, dann schließe ich die Augen und halte mein Gesicht über einen sprudelnden Wasserkocher in den Dampf (Dauertastendruck am Kocher).
Klingt vielleicht gefährlich, mit etwas Übung und Gefühl komme ich damit aber mit Abstand am Besten weg, vor heißen Tüchern und ähnlichem.
Durch den Schaum kann man auch näher in den Dampf gehen.
Das mache ich etwa 3-5 Minuten nach Gefühl. Die Haut wird schön rot, wunderbar warm und weich, Saunafeeling, man schwitzt auch etwas.
Vielleicht nochmal kurz mit dem Pinsel Seife nachsetzen, los geht's.
Erst und NUR dann kann ich dem 3-4 Tage Bart (oder noch länger) mit einer unbenutzen Klinge (Wilkinson) im Hobel auf Stufe 1-3 zuleibe rücken. Die hält pro Seite bei mir etwa ein oder zwei Rasuren, dann ziept es seltsamerweise.
Mit dem Strich geht überall problemlos (maximal Stufe 3, sonst geht's an die Haut), gegen den Strich gerade noch an den Wangen, Hals und Kieferseitenbereich sind extrem schwierig auch nur annähernd glatt zu bekommen, gegen den Strich gibt Extrem-Rasurbrand und kann gerade noch mit Trumpers Skin Food (Rosen) in Zaum gehalten werden.
Jetzt habe ich schon viel über Hobel gelesen, wusste gar nicht, dass es Schrägschnitt und Torsion gibt, dachte mir aber manchmal, dass das Haar doch eher geschnitten werden müsste, statt so 90-Grad gehobelt.
Provisorisch wurde der genannte Gradschnitthobel etwas schräg geführt, und siehe da: deutliche Verbesserung, viel sanfter als gerade.
Scheint mir also der richtige Weg zu sein.
Jetzt würde ich mir am liebsten ein Gerät zulegen, dass sich in allen Varianten anpassen lässt - Klingenspalt, Schrägschnittwinkel, Torsion - gibt es aber anscheinend nicht.
Leider lassen sich die Merkur-Hobel in der Schrägschnitt und Torsionsvariante nicht verstellen und ich bin mir nicht sicher, ob der feste Klingenspalt nicht zu groß ist, wenn ich bei meinem Gillette maximal auf Stufe 3 hobeln kann.
Brauche bezogen auf meine oben beschriebene Bartbesonderheit also eine Hobelempfehlung von euch Kundigen.
Ich hab' auch schon von alten Schrägschnitt und Torsionshobeln á la Walbusch, Ibsen, Mulcuto und Lies gelesen (mir läuft schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammen), scheint man aber schwer und nur mit Glück ranzukommen.
Himmel, ich möcht' mich doch nur öfters als alle 3-4 Tage angenehm UND glatt rasieren können, meine Freundin verzweifelt auch schon an dem Sandpapier beim Knutschen.
Ich hab' schon soviel in Rasurutensilien investiert, soviel kann man sich ein ganzes Leben nicht rasieren und nix will richtig oder öfter als drei Tage funktionieren, gibt's das denn?
PS:
Sorry für den langen Post, wollte alles reinpacken, was ich so erfahren habe.
Hoffe, ihr könnt mir helfen. |