Diskussionsnachricht 000190
13.01.2016, 18:31 Uhr
Frank OZ
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Mal was Neues: In unserer von Gimmicks und Edelzubehör dominierten Warenwelt taucht ein Gerät auf, dessen Ästhetik sich in den Grenzen seines Gebrauchswertes hält:: Der Fatip Testina Gentile, der Rasierhobel mit dem „freundlichen Kopf“.
Dieser 9,5 cm lange und inklusive Klinge 68 g schwere Schaber ist kein Schmuckstück, sondern ein Werkzeug. Solide zusammengebaut ist er, das Einspannen der Klinge hat bei mir ohne Fingerhakeln bei zwölf Versuchen zwölfmal einwandfrei funktioniert, die Verchromung schimmert und glänzt selbst in Ecken und an Kanten, aber den Schmuckstückschliff, wie wir ihn aus Sheffield oder Stützengrün kennen, hat dieses schöne Gerät aus Premana nicht vorzuweisen.
Sei’s drum! Bei einem exzellenten Werkzeug aus dem Fachhandel erfreue ich mich doch nicht an dessen schönem Schein, sondern an der Funktionstüchtigkeit und ob es gut in der Hand liegt.
Das tut der Fatip! Schön ausbalanciert ist er, den hohlen Griff kann ich auch mit öligen Fingern gut greifen und mit dem fein geriffelten Knubbel läßt der Freundliche Kopf sich wunderbar auf und zuziehen. Er hat ein etwas längeres Gewinde, dem ich mit einem Tropfen Öl den letzten Flutsch verpasst habe und während Mann ihn zuzieht fällt auf, dass die Klinge an den Schmalseiten nur wenig übersteht und deswegen auch auf den letzten Dreher fast nicht spürbar ist. Muss auch nicht sein, denn sie findet ihren Platz ja ohne Nachhilfe.
Ich habe gelesen, dass die Klinge ähnlich durchgebogen sein soll, wie beim Roten Fetz (dem 45er). Stimmt nicht. Die Krümmung liegt näher am 34er und so ähnlich fühlt er sich für mich auch bei der Rasur an: nicht so sanft wie ein Timor, weniger kratzig als z.B. der Pur des Guten Dr. D. Allerdings, und deswegen diese Vergleiche, rasiert der Fatip auf Anhieb genauso gründlich, wie die Beiden. Über die Handhabung habe ich keinen Augenblick nachgedacht, habe mich dann aber darüber gefreut, wie unaufgeregt der Freundliche Kopf sein Tagwerk verrichtet. Und ich habe mich darüber gewundert, wie glatt das Ergebnis war. Das gefällt mir alles sehr, sehr gut!
Der Gesamteindruck ist, ich sagte es schon, der eines Werkzeugs. Die langen Zapfen und der solide, handfest geriffelte Griff bieten den Charme einer Antiquität - wenn jemand behaupten würde, er habe eine Ladung fabrikfrischer Rasierer aus den 50er Jahren aufgetan, wäre ich geneigt, ihm zu glauben. War der Fatip Zahnkamm wahrscheinlich der Rasierer von Peppone, dann ist der Testine Gentile der von Don Camillo.
Ich freue mich, ihn zu haben!
Glatte Grüße, Frank
-- Gut rasiert - gut gelaunt! (Rotbart) Diese Nachricht wurde am 13.01.2016 um 18:36 Uhr von Frank OZ editiert. |