Diskussionsnachricht 000026
07.08.2005, 21:44 Uhr
Milchgesicht
registriertes Mitglied
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Chronos schrieb:
Zitat: | Hallöle zusammen,
ich bin der Meinung, dass dieser Schmied in die richtige Richtung geht. Die jap. Kampfschwerter haben auch eine Schnittfläche aus einem homogenen Stahl und drumrum wurde der Damast geschmiedet!
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Hallo,
fast dachte ich mir schon beim Schreiben meiner Kritik am Schichtaufbau, daß irgendjemand auf Katanas kommen würde. Ich bin ein riesiger Japan-Fan, insbesondere was Schmiedekunst und Schreinerei angeht.
Erstmal zur Klarstellung. Katanas werden nicht aus Damast hergestellt! Es ist zwar richtig, daß der Stahl zig Mal gefaltet wird und dadurch mehrere Tausend Lagen Stahl entstehen, anders jedoch als beim Damast - der aus zwei verschieden kohlenstoffhaltigen Stählen hergestellt wird - bestehen sämtliche Lagen aus demselben Stahl (der heißt übrigens Tamahagane). Dieser wird in Japan abgebaut und ist nicht sonderlich homogen, so daß beim Falten eine Homogensierung erreicht werden sollte. Deshalb waren auch deutlich mehr Faltungen als bei europäischen Schwertern notwendig.
Die Verbindung mehrerer Stähle von unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt zu einem Schichtaufbau (wobei jeder separat den obigen Faltungsprozeß durchlief) macht natürlich erst einmal Sinn. Die Schneide sollte schließlich schnitthaltig (also spröde) sein, aber die Klinge als Ganzes durfte nicht brechen und sollte folglich eher weich sein.
Dies kann man zum einen mit einer Ummantelung einer dünnen, spröden Lage mit weicherem Stahl erreichen (Kobuse-Ausfbau). Die spröde Lage ist relativ dünn und somit einigermaßen flexibel, während der Großteil der Masse aus dem flexibleren Material besteht. Zudem ist der hintere Teil (also im Klingenkern) aufgrund der differentiellen Härtung deutlich weicher als der schnitthaltige vordere Teil.
Eine andere Methode verschweißt mehrere Stähle unterschiedlichen Kohlenstoffgehaltes zu einem Stück. Die harte Schneide wird an einen weichen Klingenkern angeschweißt, welcher von zwei mittelharten, dünnen Schichten flankiert wird, die ein Verkratzen des weichen Eisens verhinden. Der Klingenrücken wiederum wird ebenfalls angeschweißt (Hon-San-Mai-Aufbau). Diese Variante ist dem Kobuse-Aufbau deutlich überlegen, da der spröde Teil nun den Klingenkern überhaupt nicht mehr durchzieht.
Das von Stefan beschriebene Verfahren ist ein Kobuse-Aufbau. Bei Rasiermessern hat man aber folgende Probleme. Durch den Hohlschliff wird fast der komplette weiche Mantel entfernt und ausgerechnet an der flexibelsten Stelle bleibt hauptsächlich das spröde Material übrig. Da keine differentielle Härtung vorliegt, ist die Mittelschicht hinten auch
kein Bißchen weicher. Eine weitere Stelle an der die Klinge flexibel sein muß ist die Schneide. Dort widersprechen sich die Anforderungen natürlich extrem. Eine Lösung wäre einen mittelharten Monostahl als Mittellage zu verwenden. Dies entspricht jedoch fast völlig einem gewöhnlichen Rasiermesser. Der Vorteil von Damast, nämlich flexiblen und dennoch schnitthaltigen Stahl in einem Stoff zu verbinden (und damit die positiven Eigenschaften von beiden zu vereinen) ist damit fast völlig zunichte gemacht. Übrig bleibt lediglich ein Monostahlmesser im schicken Damastanzug.
Ähnliches wie für Schwerter gilt für Küchenmesser, welche im Sichtaufbau hergestellt werden. Die Messer sollen nicht leicht brechen, aber dennoch schnitthaltig sein. Eine Flexibilität der Klingen über die Bruchsicherheit hinaus ist dadurch nicht gegeben.
Ich bin natürlich kein Schmied, aber das Argument, daß ein ideales Rasiermesser aufgebaut sein sollte wie ein ideales Schwert halte ich für falsch, da die sonstigen Anforderungen doch anders sind. Zudem hatten die echten Damastschwerter aus Europa meines Wissens keinen Schichtaufbau, weil das beim Damast gar nicht notwendig war. Trotzdem brauchten sich ihre Eigenschaften nicht hinter der japanischen Konkurrenz zu verstecken (von der man allerdings ohnehin nichts wußte).
Chronos schrieb:
Zitat: | Also blöd waren die sicher nicht, um auf so eine Lösung zu kommen!
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Aber warum haben sich die Samurai dann nicht mit ihrem Katana rasiert?
Viele Grüße,
Milchgesicht
P.S.: Die Messer von Schanz sind auch sehr schick, aber das Hohlschleifen muß er noch ein bisserl üben.. Diese Nachricht wurde am 07.08.2005 um 21:50 Uhr von Milchgesicht editiert. |